3 Gründe gegen Portugal

1. Die Züge fahren falsch rum

In Portugal herrscht Rechtsverkehr, die Züge und U-Bahnen (nicht die Straßenbahn) fahren im Linksverkehr 

2. Das Meer ist kalt 

Anders als im warmen Mittelmeer oder zum Beispiel im Golf von Thailand ist das Wasser des Atlantiks echt freezing

3. Hotels sind schweineteuer

In Reiseführern steht, Portugal wäre günstig. Dass man weder in Porto, Albufeira oder Lissabon ein Zimmer unter 100 € bekommt, ist schon ne Seltenheit.

Das Gute: es gibt so viel mehr Gründe für Portugal als Gründe dagegen, die ja eigentlich gar keine sind. 

Spätestens seit 2014 hat uns Portugal interessiert, damals war es die erste Alternative zu Israel, was wir seinerzeit bereisen wollten, was wir aber fast nicht gemacht hätten, weil mitten in der Planung (mal wieder) ein Krieg zwischen den Palästinensern und Israelis aufgebrochen war. 

So hat es acht weitere Jahre gedauert, bis Portugal wieder in unseren Fokus gerückt ist. Drei Wochen im September, den Sommer verlängern und mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln durch das Land im Süden Europas reisen, das klang traumhaft für uns. Also haben wir für 890 € (damals hätte das ein Drittel gekostet) Flüge gebucht, ab Berlin nach Porto und von Faro nach Frankfurt. Gabelflug, weil günstiger. Eigentlich sollte es schon am Freitag vor dem ersten Urlaubswochenende los gehen, aber ein DJ Gig kam dazwischen, weswegen wir uns für den Flug ab Berlin um 6 Uhr morgens am Sonntag entschieden haben. 

Also sind wir nach ner sehr kurzen Nacht in Chemnitz mit dem teilAuto zurück nach Erfurt gedüst, haben gepackt und den ICE nach Berlin um 21:28 Uhr genommen. Unser Plan: Backpacks in Berlin einschließen, in ne Bar und dann um 4 zum BER und den Flug zum Schlafen nutzen. Hat soweit auch funktioniert, auch wenn wir fürn Schließfach, was irgendwie auf dem Weg zwischen Hauptbahnhof, Bar und Flughafen liegt, ne ganze Weile suchen und durch Berlin gondeln mussten. Nach einer Verwechslung von Berlin Ostkreuz und Berlin Ostbahnhof und der schmerzhaften Investition von vier Euro beim Schließfach haben wir es dann aber doch zur „Bar zum schmutzigen Hobby“ geschafft, um dort drei Drinks zu nehmen und festzustellen, dass wir auch schon wieder los müssen. Also wieder raus, zum Ostbahnhof (oder Ostkreuz?) und weiter zum Flughafen, der schon wahnsinnig voll war. Dort hat der Security Check ewig gedauert, sodass wir gar nicht mehr lange zum besteigen des Fliegers warten mussten. 

Im Flieger konnte Carsten nicht und ich nur sehr schlecht schlafen. Gefühlt war das das engste Flugzeug in dem ich bisher gesessen habe. 

Ziemlich durchnächtigt kamen wir um 8:30 Uhr Ortszeit nach 3,5 Stunden Flug in Porto an und sind mit der Bahn zum Hotel. Das hatten wir als einziges Hotel schon vorher gebucht, für zwei Nächte. Leider konnten wir nicht gleich einchecken, aber zumindest die Rucksäcke dort lassen. Also sind wir in die Stadt spaziert, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Und der war: kühl aber schön. Wolken, Wind und Sonne und ein Wahnsinns Blick auf die majestätische Brücke Ponte Luis I, die gewaltig hoch ist und zwei Ebenen hat. Unten führt eine Straße (allerdings gerade wie so oft in Porto Baustelle) und oben ein Fußweg und die Bahn drüber. Von oben, ca. 60 Meter über dem Duoro hat man einen unglaublichen Blick auf beide Seiten von Porto. Die Brücke ist übrigens ziemlich genau 100 Jahre älter als Carsten. 

Über diese Brücke sind wir des Öfteren geschlendert, auch gleich am ersten Tag, an dem wir uns ein bisschen die Stadt angeguckt und Abends in einem ganz tollen Restaurant am Fluss Franceshinha gegessen haben (also ich, Carsten, wie immer komisches Sea Food). Mein Gericht ist typisch Porto, ein Toast mit Steak, Käse, einer Art Chorizo Wurst, nochmal Käse, Ei und eine orangefarbene Soße. Lecker. Abends im sehr schönen Hotel etwas abseits der Innenstadt haben wir dann endlich eingecheckt, ausgeräumt und geduscht. So richtig alt sind wir nicht geworden.

Am zweiten Tag, Montag, war leider das Wetter so gar nicht gut. Alles war grau, immer wieder regnete es, also beschlossen wir auszuschlafen, das inkludierte Frühstück in die Länge zu ziehen und dann zur Port Wein Verkostung zu gehen. In Porto dreht sich alles um Portwein, das ganze eine Flussufer der Stadt ist gesäumt von Kellereien, die Führungen und Verkostungen anbieten. Wir sind zu Taylor’s gegangen, haben uns einen Audio Guide geschnappt und haben uns von ihm (ihr?) durch die Kellerei führen und uns allerhand über die Entstehung des Portweins, wo er her kommt, wie er gemacht und wohin er verschifft wird, erklären lassen. (Sorry, für den langen Satz). Nach der Verkostung, die ganz am Ende der Führung an stand, hätte ich so einen langen Satz nicht mehr hinbekommen. Das Zeug nennt sich zwar Wein, hat aber um die 20 Umdrehungen, und natürlich konnten wir es nicht ganz bei den zwei Weinchen belassen, die inklusive waren. 

Neugierig und etwas übermütig habe ich noch einen 50 (!!!) Jahre alten Tawny bestellt, das winzige Glas hat 30 Euro gekostet. Tatsächlich hat man aber den Unterschied zwischen dem 10, dem 30 und eben dem 50 Jährigem geschmeckt. Ziemlich beseelt haben wir den Laden verlassen, voll mit Portwein aber auch mit Wissen über selbigen. Übrigens bin ich total überrascht, dass mir das rote Gesöff so schmeckt, Rotwein kann ich ja gar nicht ab. Vielmehr ging an dem Tag auch nicht, ich hab abends nicht mal geschafft den Film zu Ende zu gucken. 

Am nächsten Tag, Dienstag, war das Wetter viel besser, wenn auch immer noch sehr frisch. Die Jacke musste leider immer mit, lange Hosen waren Pflicht. Vormittags haben wir die Stadt erkundet, und zahlreiche Burgen, Kirchen, Plätze angesehen und uns darüber gewundert, dass man wirklich überall Eintritt zahlen muss. Müssen Kirchen nicht kostenfrei sein? Irgendwie unchristlich, dass ich für Beten bezahlen soll (nicht, dass ich das jemals tun würde). Aber wenn man schon mal da ist….

Auch aufgefallen ist uns, wie viel Ruinen, leerstehende und völlig zerfallene Häuser selbst im touristischsten Fleckchen in Porto stehen. Hier ist noch sehr viel Potential. Das hat einen gewissen Charme, sieht manchmal aber auch einfach sehr traurig aus. 

Am Nachmittag unternahmen wir eine Bootstour, die durch alle sechs Brücken führt und echt Sweet war. Mal nicht laufen, sondern einfach sitzen und die Umgebung wirken lassen – lieben wir. Danach haben wir uns zwei E-Scooter geliehen und sind damit am Fluss entlang auf einem wunderbaren Radweg Richtung Meer gefahren. Das Wetter war schön und wir hatten Chance auf einen Sonnenuntergang über dem Meer. Die Fahrt war schon grandios, der Anblick der schroffen Küste und der schönen Strände noch viel schöner. Hier habe ich wieder gemerkt, dass mir Küstennatur und schöne Uferpromenaden so viel wichtiger als Sightseeing in Innenstädten ist. Wir sind ewig an der laaaangen Promenade entlang geschlendert, bis Carsten einen Supermarkt ausfindig gemacht und wir uns mit Baguette, Schinken und Humus eingedeckt haben. Mit dem Futter und ner Flasche Wein haben wir uns ein fast einsames Plätzchen am riesigen Strand gesucht und dort im Sonnenuntergang diniert. Das war wirklich fantastisch. 

Als es dunkel wurde, checkten wir, ob es ein Uber gibt, was uns die knapp 7 km zurück in die Stadt bringen würde. Das hat perfekt geklappt, nach 5 Minuten warten war der Fahrer da und hat uns für gerade mal 6 Euro ins Hotel gefahren. 

Dort angekommen, fragten wir den netten Typ an der Rezeption, ob wir unser Zimmer verlängern könnten, da unsere geplante Weintour ins Douro Valley Tour erst am Mittwoch möglich war. Erst hieß es, alles wäre ausgebucht, man würde aber noch warten, ob jemand storniert. Zu unserem Glück war dem so, sodass wir für sogar weniger Geld zwei weitere Nächte (von Di. auf. Do.) in einem größeren Zimmer unterkommen konnten. 

Die Weintour am Mittwoch war schön, auch wenn der Guide gerade auf dem Hinweg wahnsinnig nervig war. Ohne Punkt und Komma hat der in einer unglaublichen Lautstärke durch die krächzenden Bus Boxen geplärrt, dass ich wirklich Mordgelüste verspürte. Nach Zwischenstopps in einer kleinen Stadt und einem Weingut auf dem es Lunch, Wein und natürlich Portwein Verkostung gab, haben wir Pinhao erreicht. Das ist Mitten im Weintal und der Ort in dem wir zu einem kleinen Bootsausflug starteten. Der war das Gegenteil vom Bus. Niemand hat da irgendwas Wissenswertes erzählt, man wurde einfach nur einmal den Fluss hoch und runter geschippert. Das war zwar sehr angenehm aber auch ein wenig unspektakulär, das Saaletal bei Bad Kösen ist mindestens genauso schön. 

Also dachten wir, wenn wir schon im Weintal sind, trinken wir doch mal einen Portwein. Also bin ich als erster Passagier des Schiffs zur winzigen Bar marschiert und habe dort zwei echt günstige Ports bestellt. Das haben die ca. 80 anderen Gäste gesehen und sind daraufhin ebenfalls dorthin. Das Resultat: Einen Zweiten konnten wir nicht bestellen, weil alle. Ernsthaft? Ihr macht ne Bootstour durchs Weintal und habt nicht genug Wein bei? Naja. Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Später kamen wir per Bus an einem weiteren Weingut vorbei. Dort wurde uns allerhand zu den Rebsorten erzählt und auch, wie man Portwein herstellt. Kannten wir nun durch Taylor’s schon. Zum Glück gab es drei Ports zur Verkostung, zwei waren lecker, einer hat mich zu sehr an Rotwein erinnert. Carsten haben sie auch super geschmeckt, er hat entschieden, dass wir zwei Pullen (einen weißen, einen 10 Jahre alten Tawny) mitnehmen. Gut so. 

Auf der Rückfahrt hat der Guide Gott sei Dank die Klappe gehalten. Wieder zurück in Porto waren wir noch mal essen und haben abends im Hotel wieder bisschen gepackt. 

Die nächste Station stand auf dem Plan: Nazaré. Zum ersten Mal habe ich ein Uber erst für den nächsten Tag bestellt, das hat super funktioniert, der Fahrer war, Achtung, schlechter Wortwitz: Uberpünktlich da – 7:44 Uhr. Wir haben ihn kurz warten lassen, 7:50 ging es dann zum großen Busbahnhof von Porto, wo 8:15 Uhr ein Flixbus für 9 Euro p.P. zum Küstenstädtchen Nazaré abfuhr. Auch das hat alles wunderbar geklappt. Schon gegen halb 12 waren wir da, haben unsere Backpacks in die kleine Pension gebracht, die wir gebucht hatten, und sind runter zum Strand. Hier hat alles etwas leer und verlassen gewirkt, das Wetter war grau, die Wolken hingen so tief, dass man Teile der Klippen nicht mehr sehen konnte. Also haben wir erstmal was gegessen, uns noch mal frisch gemacht und sind dann mit der Bergbahn die Steilküste rauf um das zu machen, wofür Nazeré berühmt ist: Wellen Gucken. Surfer gucken. Dort oben hat es mir besser gefallen, dort waren viele kleine Läden, Restaurants und ein toller Weg zum Leuchtturm. Dort gibts ein kleines Museum mit Surfbrettern und ihren Fahrern, die auf großen Tafeln beteuern, dass die Wellen bei Nazaré die besten, größten, höchsten der Welt sind. Vor allem in den Wintermonaten trifft sich die weltweite Surfgemeinde in Nazaré und wirft sich in die meterhohen Wellen. Wir sind vom Leuchtturm dann auch einen steilen Weg runter zum Strand gelaufen und haben uns an den Klippen ein gar nicht so lauschiges Plätzchen gesucht. Dort haben wir den wirklich bedrohlichen Wellen beim brechen zugesehen. Wir saßen da auf meinen Wunsch hin wirklich lange, weil ich das so faszinierend fand. 

Der Strand dort ist super weitläufig, wir nutzten das für einen ausgiebigen Spaziergang entlang des Wassers, was immer wieder über unsere Füße schwappte. 

Zurück beim Ausgangspunkt auf der Steilküste haben wir uns erstmal einen Cockatil in einer Surfer Bar gegönnt um etwas runter zu kühlen, es war schon echt schweißtreibend, obwohl es gar nicht so sonnig und heiss war.

Am Abend haben wir nach einem Dinner in einem Restaurant, was uns von einer ehemaligen Arbeitskollegin empfohlen wurde noch krampfhaft versucht eine Live Musik Bar zu finden – leider vergebens. Also sind wir ins Hotel und haben uns mit dem auf der Weintour gekauften Portwein auf die Terrasse gesetzt, Indie gehört und gequatscht. 

Am nächsten Tag sollte es nun nach Lissabon gehen, dort wollten wir natürlich unbedingt am Wochenende sein um das Nachtleben vollumfänglich mitzunehmen. Drei Nächte waren wir aus, und auch tagsüber war es nicht langweilig, bevor ich davon erzähle, hier die ersten Eindrücke von Porto, dem Douro Valley und Nazeré:

Auch nach Lissabon sind wir mit dem Flixbus gefahren, der hier eine riesige Bedeutung hat aber nicht im Lonely Planet (unser Reiseführer) steht. Die Fahrt war pünktlich und easy, aber ging Gott sei Danke nicht so früh los wie die in Porto. 11 Uhr fuhren wir ab und waren 12:30 Uhr an der großen Station in Lissabon, quasi der Hauptbahnhof und Hauptbusbahnhof namens „Oriente“. Von dort aus haben wir eine U-Bahn genommen. Wir haben uns gleich für 6,45 € jeder ein Tagesticket geholt, mussten einmal umsteigen und kamen schnell im Hotel an, was super gut an der Metro Station lag. Da wir hier drei Nächte bleiben wollten, haben wir sogar ausgepackt und uns etwas eingerichtet. 

Gegen 15 Uhr haben wir angefangen uns diese wunderschöne Stadt anzugucken. Das Wetter war prächtig, wir liefen durch die Straßen zur Starthaltestelle der 28E Straßenbahn auf dem Martim Moniz, einem großen, hübschen Platz mit Brunnen und Statuen. Dort sind wir ganz frech an der Warteschlange vorbei zur Haltestelle, wir hatten ja schon unser Ticket. Wir wurden ganz böse angeguckt, haben aber einen Sitzplatz bekommen. Ich muss dazu sagen, dass das nicht irgendeine Straßenbahn ist. Sondern eine an die Tram in San Francisco erinnernde kleine Bahn, die gefühlte 200 Jahre alt ist, aus Holz und Eisen besteht und super charmant durch die engsten Gassen der Alfama tuckelt. 

Die Alfama ist ein unfassbar schöner Stadtteil mit unzähligen Hügeln, die die Straßen nicht nur eng, sondern auch wahnsinnig steil machen. Lissabon ist hier das reinste Labyrinth, wir haben uns bei dem eigentlich vorgeschlagenen Rundgang hundert Mal verlaufen. Trotzdem haben wir es geschafft fast alle Sehenswürdigkeiten zu sehen. Nicht überall sind wir rein, manches haben wir uns aber genauer angesehen. Vor allem die wunderbaren Aussichtspunkte haben mir gefallen. Je nachdem welchen man besteigt, erlangt man weite Blicke über die Dächer der Stadt, zu respekteinflössenden Häuserschluchten, steinalten Burgen und dem Tejo Fluss der eher wie ein kleines Meer wirkt, so breit wie er hier ist. Fürs nächste Quizduell: es ist mit über 1.000 km der längste Fluss auf der iberischen Halbinsel. 

Die Se de Lisboa, die Kathedrale Lissabon war unser letzter Sightseeing Spot, bevor wir noch mal zum ersten Aussichtspunkt gefahren sind um uns den Sonnenuntergang zu gönnen. 

Da wir zum sehr späten Mittag eine super leckere Vier Käse Pizza bzw. Sardinen (also mal wieder Sea Food, ich sag’s ja) hatten, brauchten wir nix mehr zu essen und sind ins Hotel um uns ausgehfein zu machen. Das hat ne ganze Weile gedauert, was gar nicht schlimm ist, denn das Nachtleben geht in Portugal, ähnlich wie in Spanien, super spät los. Bars werden erst ab zehn, Clubs erst ab 2 Uhr morgens richtig voll. 

Wir sind in „unsere“ U-Bahn gestiegen und zur Station Baixa-Chiado gefahren. Das dauerte nur 6 Minuten und wir waren mitten im Ausgehviertel Bairro Alto. Dort hat wirklich das Leben getobt. Unzählige Bars, alle voll, tausende Menschen auf der Straße die lachten, tranken, socialisten… es war eine total friedliche, super ausgelassene Stimmung. Wir sind einfach durch das Viertel geschlendert und haben noch schönen Bars gesucht. Eine davon war das „Friends“, eine Gay Bar, die völlig überfüllt und heiß, aber voller gut gelaunter Menschen die zu Standard Pop getanzt haben war. 

Nördlich vom Bairro Alto und deutlich ruhiger ist das Viertel Príncipe Real, was in den meisten Reiseführern als das queere Zentrum der Stadt beschrieben wird. Wir haben dort aber eher recht leere Bärenbars gefunden, was eher nix für uns war. Auch in dem Viertel ist allerdings der wohl angesagteste Gay Club der Stadt, das Trumps. Klar wollten wir da rein. Erst mussten wir 20 Minuten in der Schlange warten, dann aber ging’s für 15 € inklusive zwei Getränken rein. Der Club hatte einen Pop Floor, der sich immer mehr füllte, und einen House Floor, auf dem aber auch eher Pop lief. Das alles war für uns als anspruchsvolle Partygänger eher so Mittel. Die Boxen waren auf beiden Floors mit dem Lautstärkewillen des DJs überfordert, auch die Lichtanlage war etwas kläglich. Dafür waren Stimmung und Publikum cool, ich habe mit ein paar Leuten gequatscht und hatte alles in allem einen guten Abend.

Am Samstag sind wir nach dem ausschlafen, also eher mittags mit Bahn zum Praca do Comercio gefahren. Der liegt direkt am Fluss und war früher der Ankunftspunkt der Seefahrer. Der Platz und das nördlich davon gelegene Viertel ist das Gegenteil der Alfama. Dort gibts breite Alleen, alles ist wie ein Reißbrett angelegt, edle Boutiquen reihen sich an den mit Zitronenbäumen gesäumten Straßen entlang. Das sieht alles hübsch aus, hat aber nur ein Bruchteil des Charmes der Alfama. Wir sind ziemlich weit gen Norden auf der Champs Élysée Lissabons entlang flaniert und haben irgendwann einen Park erreicht, in dem wir uns erstmal ins Gras legten und eine Stunde schliefen. 

Der Bus, den wir zum Belem Tower nehmen wollten, kam viel zu spät, trotzdem erreichten wir den hübschen alten Wachturm, der im Tejo Fluss unweit der Mündung in den Atlantik steht. Dort haben wir ein paar Fotos geschossen, einen viel zu teuren, winzigen Portwein für 6 € p.P. (Die ganze Pulle hätte nur 22 gekostet) geholt und uns ans Flussufer in Sichtweite des Belem Towers gesetzt und der Sonne beim Untergehen zugeschaut. Dazu habe ich per Handy bisschen ruhige Gitarrenmusik gespielt – das war ein richtig schöner Moment. 

Auf dem Rückweg haben wir uns in der Nähe des Hotels noch nen Snack geholt und uns dann ready for the night gemacht. Auch dieses Mal sind wir ins Bairro Alto gefahren, haben einen witzigen Amerikaner kennengelernt, der uns erzählt hat, dass er aus Texas kommt und Bosten der hässlichste Ort der Welt wäre. In einer anderen Bar haben wir uns mit Händen und Füßen (und…) mit einem Brasilianer „unterhalten“, der fast kein Wort englisch konnte. Gegen eins sind wir dann zu einem Club in einem ganz anderen Viertel aufgebrochen, der zwar tolle, elektronische Musik bot, dafür aber teuer und mit vielen mit Drogen vollgepumpten Leuten gefüllt war. Sound, Licht und alles war dort aber super. Kurz nach fünf sind wir raus und haben realisiert, dass weder ein Uber verfügbar war, noch eine U-Bahn fuhr, die macht erst eine Stunde später auf. Also sind wir gute 60 Minuten nach Hause gelaufen und dann nur noch tot ins Bett gefallen. 

Sonntagvormittag war es noch schön sonnig, es zog sich aber immer weiter zu. Trotzdem buchten wir eine Tour, den Hippotrip. Man fährt mit einem Amphibienfahrzeug erst durch die Stadt und dann ins Wasser und macht einen Bootstrip. Der Guide war so unglaublich witzig und unterhaltsam, dass die 90 Minuten total toll waren und wie im Flug vergingen. Auch wenn wir, wegen Nebel und Wolken nicht besonders viel gesehen haben. 

Im Anschluss sind wir zur 28E Straßenbahn gelaufen um damit noch etwas durch die Stadt zu gondeln. Unterwegs sind wir ausgestiegen, waren Pizza essen und haben und dann ins Hotel verdrückt. Eigentlich waren wir beide ziemlich fertig von der vielen Feierei und den anstrengenden Tagen, aber wenn man schon mal in Lissabon ist, kann man ja nicht im Hotel sitzen. Also haben wir uns noch mal aufgerafft und sind zur Partymeile, die wir an einem Sonntag deutlich ruhiger erwartet hatten. Klar war es viel leerer, aber unsere anvisierten Live Musik Bars waren gut besucht und die Stimmung war top. Wir sind in nem Irish Pub gelandet, wo ein blondes Mädel wirklich großartig diverse bekannte (Wunsch-)Songs begleitet von einem Gitarrenspieler sang. Wir haben da Bier einen Wiskey und…. Bier getrunken und uns mit diversen Leuten aus Irland und Island angefreundet. Carsten hat mitgesungen und das Tanzbein geschwungen, ich hab eher gesessen aber nicht weniger genossen. Als mir ein Ire im volltrunkenen Zustand ein Loblied auf die Queen und Angela Merkel sang, wurde es mal kurz etwas anstrengend, aber auch nicht schlimm. Ein richtig toller Abend, denn wir so nicht erwartet haben. Als um zwei zugemacht und wir rausgeschmissen wurden, gab es auch erst kein Uber, nach 10 Minuten zu Fuß haben wir zum Glück doch noch eins bekommen. Das war echt wichtig, denn es fing immer stärker mit regnen an. Keine 10 Minuten, nachdem wir im Zimmer waren, brasselte es richtig los. Es hat geschüttet wie ich seit Monaten nicht erlebt hab. 

Der sehr graue, verregnete Montag war für uns der perfekte Waschtag. Nach nem kurzen Frühstück und dem Kauf eines Regenschirms für mich haben wir lange im Waschsalon gesessen. Vor allem deshalb, weil wir den Trockner drei Mal starten mussten, bis die blöde Wäsche endlich trocken war. Danach sind wir schnell aus unserem Hotel, was wir leider nicht verlängern konnten. So sind wir für noch eine Nacht in ein anderes gezogen. 

Nach dem Umzug ging es, das Wetter war immer noch schlecht, ins Ozeanium. Das ist in der Nähe das Hauptbahnhofs, der ja ziemlich außerhalb der Innenstadt liegt. Dort nach 35 Minuten Bahnfahren angekommen, mussten wir feststellen, dass eine riesige Schlange am Eingang auf uns wartete. Wir waren wohl nicht die einzigen, die auf die super Idee gekommen sind bei dem Dreckwetter irgendwas drin zu machen. 

Unser Glück: anders als sonst war die lange Schlange beim Eingang derjenigen, die online Tickets gekauft hatten. Wir sind spontan hin. Der normale Ticketschalter war leer und wir sind sofort rein gekommen. Ums kurz zu machen: da drin war es super schön, das Aquarium, in dem unter anderem allerhand Rochen und auch größere Haie schwammen war echt riesig und konnte von mehreren Etagen sowohl über als auch unter der Wasseroberfläche betrachtet werden. Mega schön.

Hungrig sind wir danach zu nem Asiaten um die Ecke geschlendert und haben dann den Weg ins Hotel angetreten. Noch ganz im Bann des Ozeaniums haben wir am Abend „Findet Nemo“ geguckt. Was ein süßer Film. 

Ebenso anschaulich sind ganz bestimmt die Bilder die ich von und in Lissabon gemacht habe. Die gibts jetzt zu bestaunen.

Unsere Zeit in Lissabon war am Dienstag vorbei, da ging es weiter nach Sintra und Estoril, ganz in der Nähe Lissabons. Ob sich das gelohnt hat und ob das Wetter so schlecht wie vorhergesagt war, erzähle ich in der nächsten Folge 😉

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