A life changing Urlaub!

Yeah. Nach zwei Jahren endlich wieder ein Blog Beitrag, eine Reise, die es sich lohnt hier im Blog zu begleiten. Sie geht drei Tage. Drei Tage? Ich war in den Corona Jahren 2020 und bisher in 2021 doch verhältnismäßig oft und vor allem länger im Urlaub. Zweimal an der Ostsee (an der Deutschen in 2020, an der polnischen in 2021), einmal in Holland, zwei Mal in Spanien (Malle + Granne). Offensichtlich war es keiner der Reisen wert, hier darüber zu schreiben. Nicht weil es nicht schön gewesen wäre, das war es mehr oder weniger immer, sondern einfach weil bei diesen Zielen aus meiner Sicht zu wenig, sagen wir: exotisches passiert ist. 

Und was ist jetzt an diesem Kurztrip nach Istanbul anders? Nun, erstens ist es nicht Europa und deswegen per se schon mal „aufregender“ und zweitens ist der Grund der Reise nicht etwa ein später Urlaub, sondern nichts weiter als eine Beauty Reise. Nicht weil ich ins Wellness Hotel fahre und mich verwöhnen lasse, sondern weil ich Menschen gestatte, mir viele (ich befürchte sehr viele) Spritzen in den Kopf zu jagen, mich dann ca. 7 Stunden mit Hohlraumnadeln zu penetrieren und mich danach längere Zeit wie eine Mischung aus Walking Dead Zombi und Ausschlagopfer aussehen zu lassen. 

Klingt verrückt? Ist es irgendwie auch, zumal ich das ohne eigentlich medizinische Notwendigkeit völlig freiwillig mache.

Schon seit ich 17 bin machen mir meine Geheimratsecken zu schaffen. Nicht schlimm, aber doch störend und immer störender im Laufe der Zeit. Als Mensch der zugegebenermaßen doch etwas Bammel vorm Altern hat, fällt es mir ganz besonders auf, dass Menschen mit lichtem Haar halt meist deutlich älter aussehen als welche, die  mit voller Haarpracht versehen sind. 

Da man sich diesem Schicksal (irgendwie klingt das Wort falsch, es ist ja nun wirklich nichts ernsthaft Schlimmes) aber nicht mehr ergeben muss, keimte in mir schon länger der Gedanke, da mal was machen lassen. Was also? 

Finasterid, eigentlich ein Mittel für Bluthochdruck hat den Nebeneffekt den Haarausfall zu stoppen, kann ihn aber nicht rückgängig machen und kann unangenehme Nebenwirkungen haben. Regaine ist auch ein kleines Zaubermittelchen, was allerdings auch einmal verlorenes Haar nicht wirklich zurückbringen kann. 

Haarteil? Ich kenne Menschen die sowas haben und zufrieden damit sind – und eben auch richtig gut damit aussehen. Die sind aber sündhaft teuer, müssen oft erneuert, sprich angeklebt werden und beengen zumindest in meiner Vorstellung mein Freiheitsgefühl, gerade was meine sportlichen Aktivitäten angeht, die ich gerne und viel ausübe, obwohl sie mich meist arg zum schwitzen bringen. 

Also habe ich angefangen mich mit dem Thema Haartransplantation auseinanderzusetzen. Teuer, aber dafür einmalig, schmerzhaft, dafür echtes, eigenes Haar. Es ist wohl kein Geheimnis, dass derartige Eingriffe in anderen Ländern wesentlich erschwinglicher sind, als In Deutschland. In der Türkei gibt es viele dieser Kliniken die teils aggressive Werbung in Deutschland machen und in Google, Social Media & Co um Kunden werben.

Für mich war das ein Problem, denn es gibt nicht wirklich einen unabhängigen Vergleichstest, in dem man die Vor- und Nachteile der einzelnen Anbieter nachlesen kann. Natürlich hat jeder das beste Angebot zum besten Preis mit der besten und selbstverständlich schmerzärmsten Methode. Daher war mein Ansatz, zumindest erstmal zu Informationszwecken den größten namhaftesten Anbieter zu checken. Elithairtransplant heißt er, sitzt in Istanbul, aber auch in Deutschland und war auch schon des Öfteren in den Medien. 

Also dachte ich mir am 15. März: Was kann ich schon verlieren, einfach mal unverbindlich anfragen, und schauen, was es denn in meinem Fall überhaupt kosten würde. 

Der Weg zum ersten Angebot ist denkbar einfach. Ein Selfie von oben, von hinten, von vorne, ein bisschen so wie in nem Ami Knast in dem man erstmal vor ne weiße Wand gestellt und von allen Seiten abgelichtet wird. Immerhin musste ICH kein Schild mit meiner Verbrechernummer hochhalten.

E-Mail Adresse und Rückrufnummer angeben, gemachte Bilder uploaden und schon hat man sein persönliches Angebot, was „selbstverständlich“ ein echter Arzt erstellt hat im Postfach. Dr. Balwi ist der Chefarzt der Klinik und so eine Art Poster Boy für diese Firma. Sein Gesicht ist nicht nur das mehr oder weniger einladende Empfangskommitee auf der Webseite, sondern ziert auch diverse Cremes, Lotions und Ähnliche Kosmetika, die von „ihm“ entwickelt wurden. Schon jetzt weiß ich, dass ich den Mann wohl nie zu Gesicht bekommen werde. 

Mein Angebot klang zumindest trotzdem recht interessant: 2500 Grafts, also quasi Haarwurzeln, die von der Spenderstelle zum Empfängerbereich verpflanzt werden, 2 Nächte im 5 Sterne Hotel, VIP Shuttle vom Flughafen in die Klinik, ins Hotel und zurück für alles zusammen 2200 €. 

So gut und spannend ich die Idee fand, das wirklich durchzuziehen, so schnell ist sie auch wieder vergessen gewesen. Die Überwindung zu groß, der Sommer vor der Nase, die Schmerzen, die ich nicht ertragen will und wollte…. Also gammelte das Angebot eine Weile im E-Mail Fach. Natürlich wissen die Anbieter das und haken nach. Bestimmt dreimal über den Sommer hinweg hat mich ein Typ aus Berlin in feinstem deutsch (keine Ironie) angerufen und gefragt, ob ich nicht einen Termin machen möchte. Immer lehnte ich mit den Worten ab, dass ich mir das noch überlegen müsse. 

Irgendwann kam dann der entscheidende Impuls, mich doch zu überwinden den Eingriff vornehmen zu lassen – und mich dieser Firma anzuvertrauen. Der Freund eines Freundes war dort auch, aus (fast) erster Hand konnte ich den Erfolg sehen.

Zwei weitere Wochen später hab ich mir dann selbst gut zugeredet. Die Zahlen steigen wieder, du wirst eh selten draußen sein, bis zum Sommer ist alles wieder gut, das Geld hast du sogar vielleicht durch eine Steuerrückerstattung drin, also los jetzt. Also fragte ich per WhatsApp Termine im November an. Meine bessere Hälfte stubbste mich dann noch in Richtung Dezember, weil wir im November noch diverse Auftritte hatten. Okay, okay, per WhatsApp bekam ich also Terminvorschläge, nachdem das per Mail von deren Seite aus leider nicht geklappt hatte. Ich entschied mich für den zweiten Dezember. 

Als nächstes sollte man Flüge buchen und die Flugdaten übermitteln. Bei Pegasus Airlines, Türkeis zweitgrößte Airline, bekam ich einen Flug hin zurück für 100 €. 

Riesig habe ich mich gefreut, als Carsten mir sagte, dass er mich begleiten würde, also hab ich gleich beide Flüge gebucht und einen Tag in Istanbul drangehangen. 

Bis hierhin verlief alles gut, am 6. Oktober habe ich die Flüge gebucht, der Firma übermittelt, 400 Euro angezahlt und dann passierte: nichts! Auf die Frage per WhatsApp, wann ich denn mit einer Bestätigung rechnen könnte, versicherte man mir, dass das spätestens nach 72 Stunden passieren würde. Liebe Lesende, bitte ratet, ob das geklappt hat! 

Richtig geraten, hat es nicht. Nach mehrmaligem Nachfragen kam dann nach knapp 9 Tagen endlich die Bestätigung – keine gute erste Erfahrung. Leider sollte es dabei nicht bleiben. Zwar hing der Bestätigung ein sehr verständlich und schön designtes PDF an, in dem alles wichtige erklärt wird, bei mir gemeldet hat sich seither trotzdem niemand mehr. So sollte man schon in Deutschland ein Vorbereitungsset bekommen. Als das auch 10 Tage vor Abreise nicht da war, hab ich also wieder dort angeklopft. Der Customer Care Service ist zwar stets freundlich und antwortet schnell, die Auskünfte sind allerdings recht dünn. Man sagte mir, spätestens eine Woche vor Abflug würde sich jemand bei mir melden. Liebe Lesende, bitte ratet, ob das passiert ist! Richtig geraten: natürlich nicht. 

Nach einer nun etwas deutlicheren WhatsApp fünf Tage vor Abflug hat man mir sofort    einen Telefontermin angeboten den ich direkt wahrgenommen habe. Viel mehr Infos oder das Vorbereitungspackage habe ich nicht bekommen. 

Bis zu diesem Telefonat war ich recht entspannt. Das verkehrte sich danach aber ins Gegenteil. Seitdem habe ich ein Gefühl was sich zwischen Endzeitstimmung, Angst, minimaler Vorfreude auf das Ergebnis und Corona Panik bewegt. In der Türkei in Quarantäne sein zu müssen – gar kein Bock. 

Nun sitze ich im Flieger, der eine Stunde zu spät gestartet ist und hoffe, dass das in Istanbul alles besser klappt als in diesem WhatsApp. Wir werden direkt mit so einem Namensschild am Flughafen abgeholt und dann in die Klinik gekarrt. Dort wird mir Blut abgenommen, ein COVID Test durchgeführt und ich dann hoffentlich mit gutem Gefühl ins Hotel entlassen. 

Auch wenn diese „Urlaubsbilder“ wohl etwas weniger Fernweh auslösen werden als alle bisher hier Veröffentlichten, möchte ich sie euch nicht vorenthalten. Da es so wenige sind, direkt und nicht als Gallerie, hier geht es ja eher um die Geschichte 😉

Im März 2021. Seit dem 15. habe ich ernsthaft über eine Transplantation nachgedacht!
Deswegen: auf nach Istanbul
Hallo Türkei, Hallo Istanbul

Ganze 90 Minuten hat die Fahrt zur Klinik gedauert. Im Auto saßen ebenfalls zwei Deutsche, einer erst 27 der andere 58, wir alle redeten uns gegenseitig gut zu. Das war auch nötig, denn vom Weg zur Klinik ins Hotel saßen zwei bereits Transplantierte drin, die uns wirklich Horrorgeschichten über die zu erwartenden Schmerzen erzählten.

Die Klinik selbst sah eher aus wie ein Hotel. Dort ging alles ganz kurz und (noch) schmerzlos. Blutabnahme und Termin für die Abholung am nächsten Tag. Im Hotel angekommen waren wir erstmal beeindruckt, wie edel alles ist, es hat ja auch immerhin 5 Sterne. Im Zimmer angekommen, es war mittlerweile 23 Uhr Ortszeit (plus 2 Stunden), bestellten wir uns viel zu viel Essen beim Zimmerservice (lecker, für 2 Personen inkl. Softdrinks 12 €) und gingen ins Bett.

ich hatte es fast vermutet, nach dem der TV ausging konnte ich erst recht nicht schlafen, so aufgeregt war ich. Furchtbar.

Mittlerweile hab ich den Eingriff hinter mir. Ob es wirklich so furchtbar war und ob es genauso holprig weiter ging, wie es angefangen hat, erzähle ich im nächsten Post ?..

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