In Kambodscha gibt’s Drogenpizza. Also eine normale Pizza angereichert mit etwas Cannabis. Nein, das war für uns nicht der einzige Grund in dieses Land zu reisen. Da wären noch Angkor Wat, ein gigantisch großes Gebiet, auf dem mehrere Tempelanlagen im Jungle zu finden sind. Die wurden alle vom neunten bis zum 13. Jahrhundert erbaut und stehen zu großen Teilen heute noch. Damals lebten dort Zehntausende Menschen – zu einer Zeit wo London noch mehr oder weniger ein Dorf war. Außerdem hat mich ganz besonders das alltägliche Leben in dem Land interessiert, es ist eines der am wenigsten entwickelten Länder dieser Region. Deswegen sind wir zuerst von Saigon im Bus nach Phom Phen, der Hauptstadt Kambodschas gefahren. Leider hat die Fahrt gut 1,5 Stunden länger gedauert, als wir gedacht hatten, der Grenzübergang kostet und ist etwas bürokratisch, letztlich sind wir lange gefahren, vorbei an einfachsten Hütten, die auf Stelzen an der Hauptstraße entlang gebaut wurden. Zwischenzeitlich haben wir auch angehalten, an einer Raststätte, die edel aussah und auch edle Preise hatte. Dort hat man für nen Kaffee auch gerne mal 3 Euro bezahlt. Bei einem durchschnittlichen Verdienst eines Arbeiters in diesem Land von ca. 200 Dollar pro Monat ist das ne Menge.
Als wir ankamen war es bereits dunkel, die Sonne geht ja hier auf Grund der Äquatornähe schon vor 18 Uhr unter. Wir wurden einfach an einer großen Straße rausgeschmissen und standen dann etwas hilflos da. Wir hatten – oh Wunder – noch keine kambodschanische Sim Karte, also kein Netz und wussten auf Grund unserer Buchung nur ganz grob wo das Hotel war. Also marschierten wir einfach los und versuchten irgendein Café zu finden, das Free WiFi und damit eine Route zu unserem Hotel bieten konnte. Leider erfolglos. Als wir irgendwann an einem großen Platz ankamen und damit feststellen konnten wo wir waren, hatten wir zumindest erstmal Orientierung (und völlig verschwitzte T-Shirts). Glücklicherweise sind die Straßen in Phnom Phen (ähnlich wie in den Staaten) durch nummeriert, was uns richtig half unser Hotel zu finden. Richtig stolz waren wir, als wir nach sicher einer Stunde rumsuchen endlich vor unserem Hotel standen. Das sah leider echt anders aus als auf den Bildern im Buchungsportal. Wir haben eine Junior Suite bekommen, ein riesiger Raum mit drei riesigen Betten drin. Das war 1970 bestimmt mal eine Präsidentensuite, jetzt sah es eher alt aus. Die Laken waren ALLE dreckig, der Housekeeper hat ewig gebraucht nach unserem Anruf hoch zu kommen und sie zu wechseln. Selbst eins der Wechsellaken war schmutzig und er guckte noch genervter als wir. Ich muss dazu sagen, dass das kein Billig Hotel war, in sowas kriege ich Carsten ja nicht.
Schlussendlich sollten wir später trotzdem ganz gut schlafen. Zuerst ging es aber natürlich in die nächtliche Stadt. Phnom Phen ist sehr lebendig, sehr friedlich und viel entspannter als Ho Chi Minh City. Hier fahren viel weniger Motorroller, dafür Tuk Tuks, die es komischerweise in Saigon fast gar nicht gibt. Auf dem riesen Platz auf dem eine Statue des „King Father“ Norodom Sihanouk (der immer mal wieder König und/oder Staatsoberhaupt war) steht, war geschäftiges Treiben. Vor allem junge Kambodschaner spielten da Fußball, tanzten zu lauter Musik oder glotzen einfach auf ihre zahlreichen Smartphones (es ist doch überall das Gleiche ;-)). Wir schlenderten dort entlang, bis wir am Ende des länglichen Platzes an das sehr imposante Unabhängigkeitsdenkmal kamen, was von einem fetten Kreisverkehr umgeben, aber wundeschön angestrahlt wird. Von da aus ging es weiter Richtung zzm Tonle Sap River, an dessen Frontr sich eine schöne Promenade gen Norden erstreckt. Dort sind viele Bars, Straßenverkäufer, Rotlichtkneipen und eben auch „Happy Herb Pizza“ zu finden. Das war natürlich unser Ziel. Ich hatte eine Vier-Käse-Pizza. Beim Bestellen kann man sich nun aussuchen, ob man eine normale Pizza will oder eine der drei Drogenstufen wählen mag. Da gäbe es „Happy“, „Extra Happy“, und „get High“. Aus Neugier und Vorsicht haben wir uns für die kleinste Variante entschieden und bestellten für 11 Euro nun also jeder eine Happy Herb Pizza. Die war richtig lecker, von Gras schmeckte man Gott sei Dank nix. Danach marschierten wir vorbei am Nachtmarkt Richtung Kneipenmeile, allerdings war alles recht leer. Also sind wir gen Heimat marschiert. Auf dem Weg haben wir noch ein Tuk Tuk aufgegabelt, das uns den Rest heim fuhr. Schon auf dem Weg heim wurde mich ganz anders, ich merkte tatsächlich wie „der Stoff“ anfing zu wirken. Das war fast etwas gruselig und wurde immer stärker. Im Tuk Tuk dann bin ich etwas geschwebt, zu Hause auf dem Balkon habe ich meine Worte im Echo gehört. Carsten merkte erst nix, hat aber nachts Menschen im Zimmer gesehen. Ob das wirklich nur Cannabis war? Man weiß es nicht.
Am nächsten Morgen ging es uns wieder super und wir sind zum Sight Seeing aufgebrochen. Unser wichtigstes Ziel war das S21 Gefängnis. Dieser Folterknast, der vor der Herrschaft der roten Khmer eine Schule war, ist der berüchtigste Ort für die Massenmorde und Folterungen dieser Zeit gewesen. Wir haben uns dort einen Audio Guide genommen, der wirklich hochgradig interessant und gut gemacht war, Alleine in diesem Gefängnis wurden Tausende vornehmlich gebildete Kambodschaner, aber auch Ausländer gefangen gehalten. Die Gefangenen, die vor allem Ärzte, Lehrer und Religiöse waren, mussten unter Folter „Verbrechen“ gestehen und Geständnisse für nie verübte Taten unterschreiben und wurden danach hingerichtet. Die roten Khmer wollten einen Bauernstaat errichten, Bildung war da der Feind. Wirklich grausam, was dort vor gar nicht so langer Zeit (Anfang der 70er) passiert ist. Wir waren bestimmt 2,5 Stunden da drin, es war super interessant, aber auch wirklich beklemmend.
Danach ging es dann zum Königspalast. Dort mussten wir erstmal 10 Dollar p.P. an der Kasse lassen, es hat sich aber schon gelohnt, viele Tempelartige Gebäude und eine sehr schöne Anlage. So ein bisschen aus Pflichtbewusstsein haben noch einen Tempel auf nem Berg besucht, auch ganz nett.
Fertig vom langen Tag buchten wir in einem Reisebüro erstmal unseren Bus nach Siem Reap am nächsten Tag und stürzten uns dann ins Nachtleben. In einer schönen Bar mit Blick auf den Fluss tranken wir genüsslich zwei Cocktails und entspannten einfach ein wenig. Danach ging es weiter in eine andere Bar, in der wir Musik erwarteten. Die gab es auch, allerdings nur drin, in einem tiefkühlfachartig runtergekühlten Raum. Das haben wir schön sein lassen uns uns draußen hingesetzt. Nach kurzer Zeiit gesellten sich ein Finne und ein Brasilianer zu uns, mit denen wir zu quatschen begannen. Es stellte sich heraus, dass der Finne der Mitinhaber der Bar war, er machte uns die Drinks entwas günstiger, wir waren was Bargeld angeht knapp bei Kasse und Kartenzahlung ist in Kambodscha nicht wirklich üblich. Wir quatschten eine halbe Ewigkeit über Gott und die Welt und wir schauten schon langsam unruhig auf die Uhr schließlich mussten wir am Morgen ja weiter. Das interessierte den Finnen und den Brasiliander aber herzlich wenig und sie schafften es uns zu überreden noch mit in eine Karaoke Bar zu kommen. Also gut, wir sind mit hin und haben uns aushalten lassen – und ja, wir haben auch gesungen, wenn man das so nennen kann. Es war ein super lustiger Abend und es stellte sich heraus, dass der Brasilianer, der gerade in Lissabon wohnt, auch am nächsten Tag (allerdings später) nach Siem Reap wollte.
Die Fahrt nach Siem Reap am nächsten Morgen war wirklich stressfrei, ein großer bequemer Bus und wir haben diesmal statt 6 nur 5 Stunden gebraucht um in dieser süßen Stadt anzukommen. Diesmal hatten wir auch ein wirklich hübsches, sauberes Hotel mit einem ganz tollen Pool auf der Dachterrasse. Bei dem haben wir gleich mal den Sonnenuntergang betrachtet, ne Kleinigkeit (gratis) gegessen und geplanscht. Am Abend sind wir in ein grandios gutes Restaurant gegangen und haben typisch Kambodschanisch gegessen. Ich hatte Beef Lak Lok. Im Prinzi Runderstreifen in einer super lecker gewürzten Soße mit eben hiesigen Gewürzen. Super zart, super lecker. Carsten war auch hochzufrieden, und günstig war es auch noch. Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir noch mal durch die Pup Street gestiefelt, eine Kneipenmeile ähnlich der Khao San Road in Bangkok, aber viel ruhiger. Am nächsten Tag sollte es nun nach Angkor Wat gehen, die weltberühmte Tempelanlage, die zum Unesco Weltkulturerbe zählt. Bevor ich davon erzähle, hier die ersten Bilderchen die wir bis hierhin geschossen haben:
Jeder Blog, jeder Reiseführer in dem ich gelesen hatte, jeder Bekannte, Freund oder Arbeitskollege mit dem ich mich über Angkor Wat unterhalten habe – alle waren übereinstimmend der Meinung, dass man für diese grandiosen Tempel mindestens zwei, besser drei oder mehr Tage veranlassen sollte. Wir haben uns einen Tuk Tuk Fahrer genommen, der uns an diesem Tag zu den Tempeln fuhr, Auch das wird empfohlen, kostet 25 Doller dafür, dass man seinen Privatfahrer hat. Laufen kann man das nicht, das Gebiet ist riesig. Nachdem wir dort hingeTUKelt sind (kommt das eigentlich von Tuk Tuk das Wort?) haben wir erstmal 37 $ pro Person an der Kasse lassen müssen. Los ging es mit dem Angkor Wat selbst, dem größten der Tempel dort. Es waren massenhaft Touristen dort. Frühaufsteher buchen eine Sunrise Tour, die startet aber um 4 Uhr morgens, das war uns zu früh. Selbst Schuld also, dass wir in den Tempel ansich nicht bis ins Innerste gekommen sind, man hätte dafür mindestens 1,5 Stunden in der prallen Sonne anstehen müssen. Der Tempel ist sehr eindrucksvoll, von einem gigantischen Graben umgeben und eben riesig groß. Dennoch: Ich hab ihn mir größer vorgestellt. Viel schöner fand ich den Bayon Tempel, der unsere nächste Station war. Viel asymmetrischer, irgendwie romantischer, verwinkelter, dort haben wir ne ganze Weile zugebracht, weil es uns wirklich gefallen hat. Im Laufe des Tages sind wir dann viele weitere Tempel abgefahren. Das war wirklich sehr anstrengend, aber schön.
Der vorletzte Tempel war der Ta Phrom Tempel, besser bekannt als Tomb Raider Tempel, denn er diente als Kulisse für den gleichnamigen Film mit Angelina Jolie. Was soll ich sagen, die Location Scouts haben gute Arbeit gemacht, dieser Tempel ist in der Tat einer der spektakulärsten hier, nicht nur wegen des Tempels selbst, sondern vor allem auch wegen der Natur, die sich den Tempel zurück holt. Hier wachsen riesige Bäume in, an und auf den Tempelmauern, was wirklich faszinierend aussieht. Allerdings ist das weithin bekannt, sodass dort Touristenmassen den Eindruck etwas schmälern. Trotzdem haben wir es sehr genießen können und auch ein paar Bilder ohne weitere Touris drauf machen können.
Der krönende Abschluss sollte der Sonnenuntergang betrachtet von dem höchsten Tempel sein. Nix wars, die Schlange, um dort hoch zu kommen, war derart lang, dass wir bei Ankunft wohl eher den Nachthimmel hätten betrachten können. Also haben wir uns mit GoPro und Bier bewaffnet auf dem Berg unterhalb des Tempels platziert und dort den Sonnenuntergang genossen – und gefilmt. Das Zeitraffer Video, was ich davon gemacht habe, ist leider nix geworden. Die GoPro passt je nach Lichtverhältnissen die Belichtung an, sodass es auf dem Video nicht dunkler wird, sondern gleichbleibend hell bleibt. Nicht so geeignet für einen Sonnenuntergang. Mittlerweile weiß ich aber, was man einstellen muss. Nach dem zumindest für unsere Augen und Erinnerungen tollen Sunset sind wir den Berg wieder hinab und zum Tuk Tuk, dass uns dann wieder ins Hotel brachte. Am Abend waren wir Burger essen und haben danach noch versucht eine schöne Bar zu finden. Aber irgendwie war alles total ruhig, erst in der letzten Bar haben wir erfahren, dass dieser Tag wohl der Jahrestag irgendeiner heiligen Beerdigung war, weswegen da laute Musik verboten ist. Also sind wir ins Hotel, haben noch etwas Fernsehen geschaut und haben uns endlich mal ausgeschlafen. Eigentlich wollten wir am Donnerstag schon weiter nach Thailand, weil uns Siem Reap aber so gut gefallen hat, sind wir einen Tag länger geblieben. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn wir buchten für diesen Tag eine wundervolle 4 Stunden Tour. Am vormittag gammelten wir nur, gegen 15 Uhr wurden wir im Hotel abgeholt um zum Tonlé Sap, Südostasiens größtem See zu fahren. Auf dem See leben Menschen in sogenannten Floating Villages, also fließenden Dörfern in schwimmenden Häusern. Je nach Regen oder Trockenzeit und damit Wasserstand des Sees wohnen die Menschen an unterschiedlichen Orten. Dort gibt es alles, was das Herz begehrt, wenn ich in sehr ärmlichen Verhältnissen. Eine Schule, einen Gebets-Mini-Tempel, eine Supermarkt – und unfassbar spektakuläre Sonnenuntergänge. Auf dem Hinweg machten wir Halt an einer Lotusblüten Farm, schon das war super, super schön. Am Hafen angekommen, wurden wir auf ein kleines Booot geführt, mit dem wir dann auf den See, vorbei an einer Krokodilfarm und diesen schwimmenden Dörfern hin zu einem Schiff gebracht wurden. Die Fahrt dorthin war einfach total faszinierend. Unterwegs kamen immer mal kleine Boote mit Frauen und Kindern vorbei, die uns riesige Schlangen vor die Nase hielten in der Hoffnung dafür etwas Dollar zu bekommen. Es wird abgeraten, Geld zu geben, denn das ermutigt die Familien ihre Kinder statt zur Schule mit auf solche Betteltouren zu nehmen.
Auf dem Schiff wurde uns dann recht leckeres Dinner Buffet offeriert – außerdem konnte man alles trinken was man wollte – ohne Limit. Also gönnten wir uns ein paar leckere Cocktails, schmissen uns in die Hängematten und beobachteten den herrlichen Sonnenuntergang. Das war so super schön, dass ich es hier schwer beschreiben kann. Aber ich habe ein Video gemacht, was ich jetzt hier zeigen möchte, in dem man hoffentlich einen guten Eindruck bekommt:
Wohl genährt zurück in der Stadt haben wir gleich festgestellt, dass wieder viel mehr los war, als am Vorabend, also eine nette Bar angesteuert, haben dort ein polnischen Pärchen kennengelernt und haben vor dem Hintergrund richtig toller Live Musik ewig gequatscht. Irgendwann sind die beiden los und wir weiter Richtung Hard Rock Café. Dort waren die Cocktail zwar doppelt so teuer, dafür die Live Band so unendlich gut, dass wir auch dort ne ganze Weile ausgeharrt haben. Die haben sogar Rammstein gespielt – echt witzig! Die letzte Station sollte die X-Bar sein, eine Roof Top Backpacker Bar, wo einfach Party ist. Oh ja. Da war ordentlich Party und wir mittlerweile auch gut angetrunken. Begleitet dorthin wurde wir übrigens wieder von dem Brasilianer, den wir schon aus Phnom Phen kannten.
Diese Tage in und um Siem Reap waren großartig, wer weiß, ob das meine Bilder zumindest ein bisschen zeigen können:
Warum unsere Fahrt nach Thailand beinahe gescheitert wäre, und warum Thailand so anders als der Rest ist, das schreib ich dann im letzten Post.