Ein Ausflug

Nein, nicht in einer der grandios schönen Nationalparks Australiens, auch nicht zu einem mehr oder weniger unterhaltendem Pferdeevent. Viel spannender.

Letzte Woche habe ich einen Ausflug ins australische Steuersystem unternehmen dürfen müssen. Wer kein Bock auf trockene Ausführungen zum “Australian Taxation System” hat, der liesst jetzt nicht weiter. Ich konnte es mir leider nicht aussuchen, denn eine Steuererklärung zu machen ist in Australien Pflicht – auch als Backpacker.

Um keine falschen Eindruck zu hinterlassen muss ich bestätigen, dass ich mich auf meine Steuererklärung riesig gefreut habe. Schließlich war ich IMMER der felsenfesten Überzeugung, dass ich selbstverständlich all meine gezahlten Steuern zurück bekommen würde. Gemessen daran, was ein echter Aussie hier so verdient, können meine paar verdienten Kröten ja nichts ins Gewicht fallen, weswegen ich doch zu 100 % unter der Steuerfreigrenze bleiben würde. Blöd nur, wenn man während dem Tax Back Prozess feststellt, dass es für so komische Leute wie mich, die hier zwar arbeiten, aber keine Australier sind, keine Freigrenze gibt.

Zum Ende des Finanzjahres, welches vom ersten Juli bis 30 Juni der jeweiligen Kalenderjahre geht, bekommt man von jedem Arbeitgeber, für den man gearbeitet hat, einen sogenannten “final Payslip” oder auch eine “Payment Summary”. Nachdem ich meine final payslips nun zusammen hatte, habe ich den aus dem Zeitungsladen geholten Steuerbogen also mit Hilfe meiner Chefin ausgefüllt, und habe die Ergebnisse im “e-tax”, einem Programm, was von dem “Australian Taxation Office” zur Verfügung gestellt wird, eingegeben. Zum ersten Mal stutzig bin ich geworden, als bei der Schätzung der “Rückzahlung” rauskam, dass nicht ich eine Rückzahlung bekommen, sondern eine leisten muss.

Die restliche Nacht, nachdem ich online alles ausgefüllt hatte, verbrachte ich also damit mich ins australische Steuersystem reinzufutzen. Dabei kam folgendes raus: Eine Steuerfreigrenze gibt es nur für Residents, oder solche, die für das “Australian Taxation Office” als “resident” angesehen werden. Die meisten Backpacker werden nicht als “resident for tax purposes” angesehen, denn: Mann muss für mindestens 6 Monte im aktuellen Finanzjahr im Land gewesen sein, man muss möglichst lange an einem Ort gewesen sein und sich in die Gesellschaft integriert haben. Blöd. Da ich erst am 28.1. angekommen bin, fehlen mir zu dieser Vorraussetzung 28 Tage.

Klartext: Der arme Backpacker zahlt auf jeden hartverdienten Dollar satte 29 Prozent Steuern. Super. Ich war ja schon ein bisschen depremiert, als mir klar war, dass mir gerade gut 1000 Dollar durch die Lappen gegangen waren. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht noch an ein Wunder glauben würde, schließlich bin ich hier in Australien, was ich doch im letzten Post noch über alle Maßen gelobt habe. Also habe ich mich auf die Suche nach einem Tax Agent gemacht. Das sind im Prinzip Steuerberater, die für dich alles machen und dann von deiner Rückzahlung ein Teil abbekommen.

Nun habe ich den “Mates” von taxbackaustralia.com meine ganzen Daten und Slips gegeben und habe vor kurzem Antwort bekommen:

Dear Richard,
Good News. We are pleased to advise that your estimated tax refund is A$ 945.

We confirm that Your 2009 assessment has been prepared and lodged with the Australian Tax Office. These     returns normally take 2-4 weeks for the tax office to process. We will contact you to let you know when it has been returned.

Die Australische Steuerseite im Netz bietet einen Test an, bei dem man rausfinden kann, ob man als Resident gewertet werden kann. Durch diesen Test bin ich “durchgefallen” auf Grund der schon genannten, nicht erfüllten Vorraussetzungen. Mein Tax Agent meint aber, dass auch die Absicht, mehr als 6 Monate im Land zu bleiben reicht, um eben ein Resident für Steuersachen zu sein, was allerdings dem offiziellen Test widerspricht. Nun bin ich gespannt und warte.

Apropos Warten: Auf die Gefahr hin, verständnislose Comments zu lesen, habe ich hier nochmal verlängert. Seit meine Housemate Ani weg ist, habe ich hier super viele Leute kennengelernt und lebe gerade den Traum, den ich immer geträumt habe. Einfach unter Aussies zu sein, echte Aussie Freunde zu haben, abends mit Aussies und eben nicht immer nur mit (meist deutschen) Backpackern feiern zu gehen. Einfach toll. Dieses Wochenende musste ich auf die Kiddies auspassen, weil meine Snob Bosse mal wieder in Sydney dinieren waren. Ich wollte nicht, dass so ein verhältnismäßig langweiliges WE mein letztes in dem gerade erst richtig lieb gewonnenen Scone sein sollte. Nächstes WE ist die ganze Family nämlich in Sydney und dich habe sowohl mein Haus als auch das große Reichenhaus für mich alleine.

Chris wurde von seiner Family gefragt, ob nicht auch er noch eine kleine Woche dranhängen könne, deshalb haben wir die nun dritte Verlängerung beschlossen. Das wird aber definitiv die letzte Verlängerung, dann ist auch langsam gut, nach nunmehr vollen 5 Monaten Scone.

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2 Gedanken zu “Ein Ausflug”