In Tel Aviv angekommen, war klar, dass wir zu erst das machen, worum es in Tel Aviv in erster Linie geht: An den Strand zu gehen. Bis dahin war`s ein weiter Weg.
Ein bisschen deprimierend ist es ja schon, wenn man am ersten Urlaubstag zeitiger aufstehen muss, als unter der Arbeitswoche Um 6 klingelte unbarmherzig der Wecker, aber zugegeben war das Aufstehen ziemlich leicht. Die Koffer hatten wir schon am Vorabend gepackt, nur unsere überdimensionierten “Kulturbeutel” mit einem Überfluss an Haarsprays, Parfums und sonstigen Kosmetikartikelchen musste noch befüllt und verstaut werden.
Bewaffnet mit Rollkoffer, geschmierten Schnittchen und riesen Vorfreude haben wir unsere urlaubshungrigen Hintern ins Auto geschwungen um Sven noch abzuholen und gen Halle zu düsen. Dort erwartete uns Phil, wir waren komplett und konnten Berlin ansteuern. Wenn auch recht lustig war die Fahrt auch angespannt. Schließlich hörten wir im Vorhinein Gruselgeschichten über erhöhte Sicherheitskontrollen bei Reisen nach Israel und damit verbundenen Zeitaufwands. Gerade Mr. “Abwarten” und die Ruhe selbst Sven konnte sich nicht recht entspannen und hatte Angst, dass die 3 Stunden im Flughafen bevor das Gate schließt nicht reichen könnten.
Sie reichten – und zwar locker. Wir mussten zwar durch insgesamt drei Sicherheitsschleusen, aber alles war entspannt, genauso wie der Flug zum Ben Gurion International Airport Tel Aviv. Die Nähe zum Äquator erklärt, warum es schon recht düster war, als wir um 19 Uhr Ortszeit (1 Stunde Zeitverschiebung) landeten. Die Kontrolle bei der Einreise nach Israel war etwas ungemütlicher als die in Berlin. Gerade Carsten musste sich den nervigen Fragereien der Sicherheitsleute untergeben. Wie lange wollen Sie hier bleiben, wieso haben Sie kein Bargeld mit, können wir Ihre Kreditkarte sehen, blablabla.
Irgendwann konnten wir dann aber doch das klimatisierte Flughafengebäude verlassen und schnupperten die 29 Grad warme israelische Luft.
Die gekauften Bahntickets waren ziemlich nutzlos, erst im Bahnhof mussten wir feststellen, dass der nächste Zug erst in 2 Stunden fuhr, am Sabbat, jeden Samstag, fährt bis abends nichts. Blöd. Gott sei Dank sind Taxis davon ausgenommen, sodass wir mit einem bis vor die Tür unseres Appartement Hauses fahren und mit dem Handy des Fahrers auch gleich noch unsere Gast Mutti erreichen konnten. Die hat uns dann die Bude gezeigt, wir waren begeistert. Hier haben wir echt alles gefunden, was man so braucht, es fehlt hier an nix. Die Küche ist mit einem fetten Kühlschrank ausgestattet, der sogar einen Eiswürfelmacher bietet und riesig ist. Riesig sind auch die beiden Flatscreen Fernseher, die unzählige Pay TV Sender bieten, die wir garantiert nicht nutzen werden. Selbst ne richtig gute Anlage ist in der Bude, schon mit passendem AUX Kabel – kurz: Ziemlich perfekt.
Völlig vernünftig wie wir nun mal sind, war am ersten Abend keine Party angesagt, dafür direkt ein Gang zum Strand der fünf Fußminuten von unserer Bleibe entfernt liegt. So haben wir uns mit ner Pulle Wein in den Sand geknallt und haben den Blick auf die Skyline von Tel Aviv und aufs weite Meer genauso bewundert wie später im Pizzaladen die Preise, die sie hier verlangen. 13 Euro für ne Pizza in einem Laden, der keine Medaille für Edelrestaurants bekommen würde. Das Bier dazu hat uns schlanke fünf Euro gekostet.
Auch am nächsten morgen wurde es nicht wirklich billiger. So haben wir für nen Glas Nutella, nen Baguette, Marmelade, Butter und nen Orangennektar 16 Euro hingeblättert. Die Währung hier heißt Schekel, fünf davon entsprechen ungefähr einem Euro. Unsere eingerichtete Familienkasse, in die wir gleich mal jeder 100 Euro einzahlten ist schon fast wieder leer. Ne Pulle Bier im Supermarkt 2 Euro, ein Wodka E in ner Disco 11 Euro – billig geht anders.
Am Strand rumliegen, das Free WiFi in der Stadt, die Outdoor Fitnesseinrichtungen und Beachvolleyballplätze nutzen ist hingegen kostenlos. Zumindest ersteres haben wir ausgiebig gemacht und unseren ersten Tag bei 32 Grad in der prallen Sonne verbracht. Abkühlung zu finden ist schwer, das Meer ist zumindest nicht geeignet, das ist derartig pisswarm, dass man sich wie in der Badewanne fühlt. Am Nachmittag haben wir versucht nen richtigen (und hoffentlich billigeren) Supermarkt zu finden um uns einen gewissen Grundstock für Frühstück etc. zu kaufen. Mitten in Tel Aviv gibt es den Karmel Markt, der wirkt wie ein Polenmarkt Ende der 90er und der ist in der Tat etwas billiger ist.
Mit den Einkäufen wieder zu Hause haben wir uns von Carsten mit Tomaten Thunfisch Nudeln bekochen lassen und sind dann später mit Wegmischungen in der Dunkelheit an den Strand und haben im Meer vorgeglüht. Grandios. Nicht vor, nicht auf, IM Meer….kein Thema hier, das Wasser ist wie gesagt sehr warm. Angeheitert und zu Hause noch aufgehübscht, sind wir mit dem Taxi zu ner Bar gefahren und haben dort bei einer Eurovision Party ein paar Leute kennengelernt, gefeiert und zu teuren Alkohol konsumiert.
Um die müden Augen des Lesers etwas zu entlasten hier ein paar Bildchen von dem, was ich bisher geschildert habe:
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Erst gegen 11 sind wir heute rausgekommen. Nach nem leckeren Frühstück war unser Plan für heute uns Jaffa anzusehen. Jaffa ist schon 5000 Jahre alt, und mittlerweile zu Tel Aviv (was erst ein bisschen über 100 Jahre alt ist) gehörig. Dort wollten wir 17 Uhr eine kostenlose Tour mitmachen, bei der ein Guide ein bisschen was zu den Hintergründen erzählt. Die Zeit bis dahin haben wir, wer hätte es gedacht, mit baden und relaxen verbracht.
Nach Jaffa sind es vielleicht 5 Kilometer am Strand entlang. Die haben wir mit einem Call a Bike ähnlichen Mietfahrrad bewältigt. Die Bikes stehen an unzähligen Stationen und können ganz easy mit Kreditkarte gemietet werden. Der Clou: Man zahlt eine Tagespauschale von 17 Schekel (rund 3,50 €) und kann die Bikes dann 30 Minuten kostenlos pro Leihzyklus nutzen. Perfekt für uns, denn hier fährt man überall hin nicht viel länger.
Pünktlich um 17:03 Uhr waren wir dann auch am Treffpunkt der Tour und ließen uns vom sympathischen Tourguide durch Old Jaffa führen. Er wusste uns einige interessante Dinge zu erzählen. Jaffa war Ewigkeiten der wichtigste Hafen des Landes und der Handelszugang zu Jerusalem. Seit jeher gilt die Stadt als Beispiel dafür, dass Juden und Araber halbwegs friedlich zusammen leben können. Neben den in zwei Stunden vermittelten interessanten Wissen über die Geschichte der Stadt bot uns Jaffa auch einen grandiosen Blick auf Tel Aviv und seine eigenen Schönheiten. Die haben die Bezeichnung “Schönheiten” übrigens auch wirklich verdient. Im Gegensatz zu Tel Avivs kastenförmigen weißen und zum Teil auch recht runtergekommen Häusern und den futuristisch modernen Wolkenkratzern bietet Jaffa uralte, wunderschöne Häuser, kleine verwinkelte Gassen und einen bezaubernden Charme. Ich kann natürlich viel erzählen, wenn der Tag lang ist, deswegen folgen jetzt Beweisfotos 😉
Der komplette Kontrast zum geschichtsträchtigen Jaffa ist wohl das Dizengoff Center im Herzen Tel Avivs. Ein riesiges Einkaufszentrum mit MC Donalds, unzähligen teuren Läden und einem Kino. Das war unser letztes Ziel am heutigen Tag. Dort haben wir noch einen Cheeseburger für 2 Euro gegessen, noch was zum Abendbrot und etwas Chardonnay gekauft und damit wieder mit dem Bike nach Hause gedüst. Morgen wollen wir nach Jerusalem.
Wie die Hauptstadt im Vergleich zu Tel Aviv daher kommt, und ob die vielen Sehenswürdigkeiten das erfüllen können, was wir davon erwarten, das erzähl ich im nächsten Post. Jetzt gehen wir schlafen, schließlich müssen wir zeitig (verdammt, schon wieder) aufstehen.