Dieses Wortspiel platzieren die Guatemalteken auf den meisten Merchandise-Artikeln, ob nun T-Shirt, Tasse oder Armband. Doch die Antwort auf die dahinter stehende Frage (what`s up?) ist einfach zu beantworten: So Einiges!
Das Flores und das nahe gelegene Tikal (Maya Ruinen) echte Hingucker waren, habe ich ja schon erwähnt. In Rio Dulce hatten wir zum ersten Mal das Gefühl so richtig in Zentralamerika angekommen zu sein. Hier wird auf der Haupstraße, auf der stinkende LKW graue Rauchwolken ausblasen gekocht und gegessen, gefeiert und jeglicher Schnickschnack verkauft. Viel besser hat es allerdings in El Paiso gerochen, denn hier findet man wunderschöne Wasserfälle mitten im Jungle, die in einladende Naturpools münden. Das allein ist ja schon fast Routine auf unserer Reise, die Beschaffenheit des Wasserfalls allerdings nicht. Das Wasser ist kochend heiß. Und wenn ich heiß sage, meine ich das. Das Wasser des Falls ist so heiß, dass man nicht drunter gehen sollte. Diese Gegend ist ein regelrechtes Naturparadies, wir sind von am Hang entlang ragenden Baumwurzeln in den Pool gesprungen und haben die durch einen Minitauchgang zu erreichende Natursauna genossen. Am Abend haben wir ein leckeres (und billiges) Mal auf der Straße zu uns genommen und sind dann über die größte Brücke Zentralamerikas in unser Hostel auf der Aaderen Seite des Rio Dulce (der Fluss) gelaufen.
Am nächsten Tag sollten wir eigentlich um eins vom Bus nach Semuc Champey abgeholt werden. Daraus wurde 14:30 Uhr. Ganze 5 Minuten ist der Bus gefahren um dann in der Stadt wieder anzuhalten, noch ne Stunde frischen Fisch einzuladen und dann nun endlich weiter nach Lanquin, unserem vermeintlich nächstemnSchlafort zu fahren. Schon nach einer Stunde Fahrt wandelte sich die bis dahin geteerte Straße zu einem steinigen Schotterpfad, den wir weitere 5 Stunden folgten. Es war zwar ziemlich heuprig, dennoch sehr schön. Wir fuhren durch grünes guatemaltekisches Gebirge, hin und wieder mussten wir noch steinigere Umwege fahren, weil der ursprüngliche Weg durch Erdrutsche vernichtet wurde. Auch haben wir gesehen, wie die armen Guatemalteken leben. Im Gebirge wohnen sie in einfachsten Holzhütten, in denen nicht mehr als eine Hängematte zum schlafen ist.
In Lanquin angekommen mussten wir feststellen, dass es in unserem Wunschhostel 2 Stunden zuvor gebrannt hatte und wir nicht einchecken konnten. Also ging es weiter zu einer kleinen Herberge 10 km entfernt und näher am nächsten Ziel. Dorthin, wer braucht schon “Luxus”, ging es auf der Ladefläche eines Pick-Ups. Im Hostel habe ich mich noch lange mit einem netten Australier unterhalten, ein (ok, zwei) Bier getrunken und die Tour für den nächsten Tag nach Semuc Champey gebucht. Selbiges hat alle meine Erwartungen um Längen übertroffen. Samuc Champey ist Teil eines Nationalparks. Das Herz dieses Teils sind flache, glasklare und in mehreren Stufen angeordnete Miniseen, die von kleinen Bergbächen gespeisst werden. Unter diesem Gebilde von Seen fließt ein reißender Fluss unterirdisch, dessen Ein- und Ausgang jeweils zu sehen ist. Allein das Baden in diesen Pools war ein Highlight. Man rutscht und springt von See zu See, bis man die unterste Stufe erreicht hat und den Flußausgang sehen kann.
Danach wurden wir ins Auto geladen und zur nächsten Attraktion gebracht. Selbige ist eine meiner absoluten Highlights auf der Reise. Es handelt sich um ein kilometerlanges Höhlensystem, was zu großen Teilen mit frischem Wasser gefüllt ist. Am Eingang bekommt man nur eine Kerze und läuft in die Höhle. Oft muss man schwimmen, durch enge Felsschlitze klettern und den ein oder anderen gewagten Sprung in den nächsten dunklen Höhlenabschnitt tätigen. Ganze 1,5 Stunden waren wir in den Höhlen und kamen fast alle (ich nicht ;-)) blutig wieder raus. Dauernd trat man in der Dunkelheit beim Schwimmen gegen irgendwelche Felsen, die unsichtbar im Wasser sind.
Dafür liebe ich Zentralamerika. Sowas wäre in Europa niemals möglich, da viel zu unsicher. (Tipp: In der Google Bilder Suche “semuc champey cave tour” eingeben) Kaum raus der Höhle wanderten wir ein Stück flussaufwärts zu einer riesigen Schaukel, mit deren Hilfe man sich ins Flußwasser schwingen konnte. Was für ein Spass, Adrenalin pur. Wahnsinn. Da viele der besagten Orte nur schwer zu fotografieren sind, gibt es nur recht wenige Bilder, die trotzdem richtig schön geworden sind:
Am Abend waren wir alle (wir waren ein Haufen Traveler, vornehmlich aus England) völlig erschöpft und sind zeitig ins Bett, schließlich fuhr unser Bus nach Antigua schon 5:20 Uhr. Die Fahrt dorthin war entspannt und schnell, schon am frühen Nachmittag waren wir da.
Antigua ist eine bezaubernde Kolonialstadt, die einen unglaubluchen Charme versprüht. Hier ist jede Straße gepflastert, es gibt keine großen Hotels, dafür unzählige kleine Märkte auf denen alles nur erdenkliche angeboten wird. Hier gibt es viele kleine und große Kirchen, die leider fast alle durch ein Erdbeben zerstört wurden. Die Ruinen sind aber immer noch sehr eindrucksvoll und tragen zur Ausstrahlung dieser Stadt bei. Hier trafen wir Katha, eine weitere Schulfreundin von Sinah, die hier einen Freund hat und deswegen hier wohnt. Seit Mittwoch wohnen wir also auch dort. Endlich haben wir wieder eine echte Wohnung, mit einer großen tollen Küche, die ich gleich am ersten Abend einweihte um für uns vier zu kochen.
Am Donnerstag sind wir nach gemütlichem Ausschlafen auf die wohl bekannteste Aussichtsplattform gestiegen und haben später im Zentralpark das etwas kühlere Wetter genossen. Der nächste Tag sollte uns zu einem Vulkan bringen. Seit 2010 der letzte Ausbruch war, sieht man keine Lava mehr, trotzdem hat es sich echt gelohnt. Nicht nur, weil der kahle schwarze Vulkan Hitze und Faszination hervor ruft, sondern auch, weil sowohl Hin- und Rückfahrt, als auch Besteigung von sehr interessanten Gesprächen geprägt waren. Unser Tour-Minibus war neben Sinah und mir mit Mormonen aus den USA gefüllt. Mindestens 3,5 Stunden haben wir uns intensiv mit den Gläubigen unterhalten und tiefe Einblicke in die Welt dieser Religion erhalten. Die Begeisterung, mit der sie von Gott, ihren 12 Aposteln, all den Propheten und dem “kein Sex vor der Ehe” gesprochen haben, war schon beeindruckend. Am Abend trafen wir uns noch mit Katha und Carlos (ihrem guatemaltekischen und vor allem sehr netten und englisch sprechenden Freund) und fuhren später nach Hause um gleich ins Bett zu fallen.
Der Samstag war wohl einer der entspanntesten Tage unserer Reise bisher. Wir haben ewig geschlafen, gefrühstückt und sind dann in die Stadt um Kaffee zu trinken, zu gammeln, zu shoppen und die lockere Athmosphäre zu genießen. Abends hat Sinah spanische Tortilla gemacht, Carlos und ich haben ein bisschen Bacardi-Cola getrunken (ein knapper Liter Bacardi original für 4,20 Euro) und alle gemeinsam sind wir dann in die Stadt, erst in eine Bar, dann in einen kleinen Club gegangen.
Netterweise haben uns Carlos und Katha am Sonntag ins Auto geladen und uns nach Guatemala City kutschiert. Diese Stadt macht bewusst, dass man in einer krisengeplagten, gefährlichen Region der Welt unterwegs ist. Wie im restlichen Guatemala sieht man hier ganz besonders, wie die Kriminalität das Land im Griff hat. An jedem kleinen Geschäft oder Restaurants stehen Sicherheitsleute die nicht etwa nur einen lächerlichen Revolver in der Tasche haben, sondern mit Maschinengewähren und Pump Guns bewaffnet sind. Die öffentlichen Busse gelten als extrem unsicher. Immer wieder werden Linienbusse von bewaffneten Gangs überfallen, nicht selten werden auch Passanten kaltblütig erschossen. Eine Ausnahme bilden grüne Metro Busse. Die fahren mit Polizeieskorte und drei Polizisten an Bord durch die Stadt.
Die Gründe für diese Zustände sind recht einfach zu erklären. Das Land hat kein Geld. Sämtliche öffentliche Einrichtungen sind in desaströsem Zustand, selbst das eigentlich sehr schöne Nationaltheater ist nur schwer in Stand zu halten. Die Busse, die hier fahren, wären in Europa wahrscheinlich schon in den 70er Jahren aussortiert worden. Viele Menschen haben keine Arbeit und sind auf Bettelei und/oder eben Raub angewiesen.
Dem entgegen stehen die Reichen des Landes. Nur unweit von dem ganzen Elend und Häusern, die für Europäer schon für Toilettenbehausungen zu eklig wären, stehen gigantische, stark beschütze Einkaufzentren, die so modern und teuer sind, dass selbst deutsche Shopping Zentren (ala Nova Eventis) alt aussehen. Hier schwelgt die kleine Oberschicht in Luxus, isst bei amerikanischen Fastfood Restaurants und kauft Flatscreen Fernseher die locker auf deutschem Preisniveau sind. Egal mit welchem Guatemalteken man spricht, die meisten haben kein Vertrauen in ihre Regierung. Denn die ist zu großen Teilen korrupt. Carlos meinte, dass auch die Polizei zur Hälfte krumme Geschäfte macht und mit den Banden unter einer Decke steckt.
Bei all meiner ehrlichen Schilderung der Zustände muss gesagt sein, dass auch eine solch gefährliche Stadt Ausstrahlung hat. Wir haben ein Eisenbahnmuseum besucht und uns den Palacio Nacional de la Cultura angesehen. Letzterer wurde Anfang der 40er Jahre erbaut und vereint die Kultur der Maya und Spanier auf eindrucksvolle Weise. Die größte Einkaufsstraße abseits der riesen Malls lud uns zu einem netten Spaziergang durch die Stadt ein. Überall wimmelt es hier von Schuhputzern, Künstlern, kleinen Ständen die wiederholt alles nur erdenkliche verkaufen. An dieser Stelle muss ich sagen: ich habe mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt, wenn man etwas Acht gibt sieht man die Kriminaläität nur in Form der schwer bewaffneten Sicherheitsleute. Die Guatemalteken sind ein nettes zuvorkommendes, aber nicht englisch sprechendes Volk.
In Guatemala City und Antigua haben wir natürlich auch reichlich Pix geschossen, die es jetzt zu sehen gibt:
Am heutigen Montag geht`s nun weiter nach Honduras, zu den Bay Islands. Wir werden von Carlos und Katha nach Guatemala City gebracht wo wir dann einen Bus zur Grenzstadt nehmen werden. Übermorgen werden wir hoffentlich auf Utila landen und können wieder das Meer genießen. Dort soll es noch billiger sein als hier, gerade was die verschiedenen Wassersportarten angeht. Ob das so stimmt, kläre ich im nächsten Post.
4 Gedanken zu “Guats up?!”
Es war wirklich schön mit euch beiden, wenn euch Honduras nicht gefällt, dürft ihr gerne wieder herkommen und ein bisschen mehr “fast-europäischen Standard” genießen 🙂
Aber ich denke, da stehen die Chancen ziemlich schlecht, Utilah ist ziemlich schön!!
Wünsch euch noch eine wunderbare Restreise!!
Katha
PS: Heinrich heißt übrigens Hermann!! 🙂
wieder einer ein sehr schön beitrag mit tollen bildern..genau die richtige gute nacht geschichte 😉 viele grüße aus der heimar. marvin
ich hab nicht einmal mehr richtig die tastatur gesehen,bei dem was ich da geschrieben habe..haha 😀