Sizilien ist „ihhh“ und: super schön. Ihhh? Ja! Ich muss ehrlich sein: Alles, was nicht touristisch erschlossen ist, ist in schlechtem Zustand: Alt, verfallen, voller Müll, hässlich, fast verkommen. Aber: Viele Orte auf Sizilien sind sehr touristisch, dort hat man sich Mühe gegeben die schöne Natur, die tollen Städte, die traumhaften Strände so zu pflegen, dass man ihre Schönheit auch ungestört (außer eben durch Touristen) bewundern kann.
Am Sonntag, 17. September kamen wir in Pozzallo an und wurden im Hafen direkt in einen Mini Bus verfrachtet, der uns nach Catania (zum Frühstück Canapé und ein Wildberry Lillet) bringen sollte. Die Fahrt war die reinste Achterbahnfahrt, obwohl der Fahrer maximal 90 gefahren ist. Die Straßen sind so ultra schlecht im Süden Siziliens, dass man bei jedem Schlagloch einen Brechreiz verspürte. Nach 90 Minuten waren wir da, im Hafen von Catania. Dort mussten wir feststellen, dass es weder einen Bus noch ein bezahlbares Uber in die Innenstadt gibt, also sind wir gelaufen. Auch hier: Alles hat echt dodgy gewirkt, viel Müll, keine Fußwege, alte Häuser, bei denen wir uns nicht entschieden konnten, ob das jetzt Charme hat oder man besser auf die andere Straßenseite wechselt, weil man Angst hat, das Gebäude könnte gleich einstürzen. Gefühlte 100 Meter weiter gelangten wir in die Innenstadt, stark schwitzend mit unseren jeweils drei Rucksäcken, und alles war anders. Prachtvolle Gebäude, hell erleuchtete Straßen auf denen das Leben tobte. Immerhin war es 23 Uhr an einem Sonntag, trotzdem war alles voll und sah prächtig aus. Unwissend, das wir gerade auf der wichtigsten Straße Catanias, der Via Etna entlang liefen, zählten wir die noch zu laufenden Minuten rückwärts bis wir endlich in unserer Unterkunft ankamen. Die war MITTEN in einer Restaurantmeile und trotzdem ruhig, allerdings ultra warm. Egal. Es war da so super schön drin, dass man sich sofort zu Hause gefühlt hat. Alles extrem sauber, mit Liebe eingerichtet, schöne Bilder an der Wand, eine hübsche Küche, ein stylisches Bad mit allen möglichen Cremes, Seifen etc. ausgestattet. Ein AirBnB wie es im Buche steht, echt grandios. Nachdem wir grob ausgepackt hatten, sind wir noch mal raus und haben uns einen kleinen Snack gegönnt. Danach sind wir heim und ins Bett.
Sightseeing war unser Vorhaben am Montag. Wir sind durch die Stadt geschlendert, haben uns alles angesehen, was im Lonely Planet (Reiseführer) stand. Es gibt eine Universität die wie ein Museum aussieht, riesige Kathedralen und berühmte Straßenzüge, die man durch romantische Torbögen erreicht. Catania hat so viele wunderbare Sehenswürdigkeiten auf kleinem Raum, dass man ähnlich wie in Rom das Gefühl hat, in einem riesigen Freiluft Museum zu sein. Nach dem Sightsseeing und vor einem „Besuch“ im Penny um die Ecke (ja gibt es wie Lidl auch hier) haben wir uns Gedanken gemacht, wir wir denn weitermachen wollten. Nach etwas Vergleichen haben wir das Angebot eines Typen angenommen, der uns auf charmante Weise eine Tour zum Etna aufgequatscht hat. Man muss wissen: Es gibt zwei Arten, den Etna zu sehen: Man fährt entweder mehr oder wenig drum rum, sieht (ältere, inaktive) Krater, oder man zahlt pro Person 55 Euro extra und fährt mit ner Seilbahn ganz nach oben auf über 3000 Meter. Wir haben uns für die Light Variante entschieden. Das bereue ich ein bisschen, im Nachhinein wäre es die große Tour wahrscheinlich wert gewesen.
Wie auch immer, unsere Tour mit Monica (der Guide) war super. Sie holte uns bei unserer Unterkunft ab, fuhr uns zu Kratern, Höhlen, Lavaströmen und erzählte mit einer Begeisterung von allem, dass man echt mitfiebern konnte. Man hat gemerkt, dass diese Frau ihren Job liebt. Sie ist aus Norditalien wegen der Liebe nach Sizilien gezogen und liebt „die Mutter“, wie sie den Etna gerne nennt. Es war mega faszinierend die riesigen Lavaströme zu sehen, wie sie sich in den Jahren ihre Wege durch Täler, durch Wälder bis zum Teil zur vor Siedlungen gebahnt haben. Monica erzählte auch, woran man erkennt, wie alt die Lavaströme sind. Je nach Farbe sieht man deutlich wann sich die Lara gen Tal geschlengelt hat. Am Ende der Tour ging es noch zu einem Tasting, bei dem man lokale Öle probieren und auch einen italienischen Grappa trinken konnte, dann ging es zurück nach Catania, wo wir uns zu Hause erstmal frisch gemacht haben und dann noch mal Richtung Strand aufgebrochen sind.
Der Strand von Catania ist nicht touristisch, der Weg dorthin führt durch hässliche Viertel, Industriegebiete, die von Autobahnen durchzogen sind. Obwohl wir zum Sonnenuntergang dort waren, war nichts los, wir haben nur drei weitere Leute und einen Haufen Müll am Strand gesehen, ich habe echt keine Ahnung warum Nina Chuba an der Küste von Catania ein Haus für ihre Mutter kaufen will,… ich würde es nicht.
Im Gegensatz zum Hinweg, den wir mit einem Lime Scooter zurückgelegt hatten, haben wir den Rückweg zu Fuß bestritten, denn die öffentlichen Verkehrsmittel sind entweder grauenhaft schlecht oder schlicht nicht vorhanden. Am Abend wollten wir uns bei einem Glas Wein eigentlich mit einem Local treffen, der hat uns aber vom Feinsten versetzt, weswegen wir dann gegen zwei einfach ins Bett sind um eine weitere schlaflose Nacht zu verbringen (sau heiß, und die Klima war so kalt und trocken, dass ich direkt nen Schnupfen bekommen habe).
Weiter ging es, dank der Empfehlungen von unserer Guide Monica (von der Etna Tour) nach Naxos, ein kleines Küstenstädtchen kurz vor Taormina, dem mega touristischen (und unglaublich schönen) Ort an der Steilküste Ostsiziliens. Dort haben wir in der sehr charmanten B&B Unterkunft eingecheckt. Mutter und Sohn, die Besitzer, erklärten uns alles, was wir wissen mussten. Mama sprach kein Wort englisch, Sohnemann schon, zumindest gebrochen. Noch am gleichen Tag, es war ja erst mittags, sind wir mit dem Bus weiter nach Taormina, wo wir nur deswegen nicht direkt gewohnt haben, weil es da so unfassbar teuer war. Taormina ist ein Ort, der quasi zwei Ebenen hat. Die Altstadt ist oben auf der Klippe, der Strand unten in einer bezaubernden Bucht, zu erreichen mit einer Seilbahn. Der Bus brachte uns hoch und wir stiefelten los. Ganz ehrlich: Dort sah es aus wie in einem Märchenfilm. Alles schön gemacht, kleine Gassen, an deren Ende riesige Felsen zu sehen waren, die wir später noch erklimmen sollten. Es war super voll, allerdings nur in der Stadt selbst. Als wir dann den 20 Minuten Marsch auf den Felsen zu einer sehr schlichen, aber in einen Fels gebauten Kirche antraten war sofort klar: Die Touri Massen wollen sich nicht zu sehr anstrengen, auf dem Weg nach oben waren wir fast allein. Oben angekommen machten wir uns ein mitgebrachtes Bier auf und genossen die wirklich fantastische Aussicht. Von dort konnte man nicht nur Taormina von oben, sondern das ewige Mittelmehr und das alte Colosseum sehen. Wir waren bestimmt 40 Minuten da oben, weil wir uns gar nicht satt sehen konnten. Irgendwann sind wir wieder runter und haben den Stadtpark aufgesucht. Auch dort war es Ultra schön. Dort standen alte, wie sagt man es, Holzhäuser, die aussahen wie aus Captain Hook. Auch sonst war der Park so gepflegt und mit verwurzelten Bäumen, sonnenverwöhnten Palmen und anderen grün schimmernden Pflanzen bestückt. Super schön.
Zum griechischen Colloseum sind wir auch noch, direkt am Eingang wollten sie allerdings unverschämte 12 Euro Eintritt. Da wir alles schon vom Berg aus gesehen haben, haben wir kehrt gemacht und sind zur Seilbahn Bergstation um in die Bucht zu fahren. Ich fand die 10 Euro Return Ticket für 3 Minuten Fahrt nicht gerade billig, aber es hat sich gelohnt. Wir sind zum örtlichen Strand, der eingekesselt von Felsen richtig romantisch wirkt. Später sind wir mit der Seilbahn wieder hoch um zum Busbahnhof zu kommen. Die Kassiererin für die Bustickets kam aus Deutschland, ich fragte mich die ganze Zeit, wie man aus Germany ausgerechnet hier her kommt um Bustickets zu verkaufen. Wie auch immer – nach 30 Minuten warten sind wir im Bus über die echt krassen Serpentinen zurück gefahren. Abends waren wir noch bei einer Empfehlung unseres Hotels essen und anschließend in einer super stylischen Beach Bar, in der der DJ noch einiges an Übung braucht. Dafür war der Mojito dort super gut.
Natürlich haben wir die ersten Tage in Sizilien auf Fotos festgehalten, eine Auswahl gibt es jetzt
Bevor wir am nachsten Tag gegen Mittag nach Cefalu im Norden Siziliens aufgebrochen sind, haben wir das Inklusivfrühstück mitgenommen und haben uns bis zum frühen Nachmittag eine Strandliege + Sonnenschirm in der Nähe geliehen. Dort war Carsten baden (ich nur Duschen, Wunden und so), ich habe mich massieren lassen (was leider nur so mittel gut war) und beide haben wie ’n Bierchen getrunken. Gegen 14:45 Uhr sind wir los, 1 km zur Unterkunft, wo wir unsere Rücksäcke stehen lassen konnten, weitere 2 km zum Bahnhof, den wir pünktlich um 15:55 Uhr erreichten, völlig fertig und durchgeschwitzt. Es waren 34 Grad, wir hatten alles auf dem Rücken und waren glücklich darüber, dass der Ticket Automat ohne Probleme die Tixx nach Cefalu ausgespuckt hat. Mit einmal umsteigen in Messina, der Stadt, von der aus man nach Kalabrien aufs Festland kommt, sind wir pünktlich mit einen sehr bequemen Zug in Cefafu gelandet.
Mittlerweile war es abends und die Stadt brechend voll. Unser Appartement war super, Maisonette, mit Dachterrasse und Blick auf den markanten Felsen, der den Strand von Cefalu überragt. Wir sind in die Stadt geschlendert, haben in einer kleinen Bucht halt gemacht, eine Flasche Wein am Strand mit Take Away Pizza genossen und sind schließlich im Zimmer weggeschlummert. Dort konnte ich super schlafen, die Klimaanlage war so angebracht, dass sie nicht direkt aufs Bett bläst, aber sie war bitter nötig. Nachts 0 Uhr waren es noch immer 30 Grad, man kann sich ausmahlen, wie warm es im Dachgeschoss war. Am nächsten Morgen haben wir am Strand in einem kleinen Café ein Häppchen zu uns genommen und sind dann zum Tempel Diana auf dem riesigen Felsen aufgestiegen. Mit Worten lässt sich der Blick von dort oben kaum beschreiben. Cefalu unter uns, das azurblaue Meer vor uns und strahlend blauer Himmel über uns – es war wie im Paradies. Spätestens jetzt hatte ich diesen Ort in mein Herz geschlossen.
Schon am Morgen trübten „nur“ ein paar graue Rauchschwaden den Himmel, ganz in der Nähe, etwas nördlich von Cefalu sind große Waldbrände ausgebrochen, die im Laufe des Tage immer schlimmer wurden. Wieder unten und am Strand, an dem wir ein bisschen entspannt haben, wurde es fast beängstigend: Es waren 39 Grad, es wehte ein starker Wind und die Flammen wurden immer deutlicher erkennbar. Aus der Ferne sahen wir Löschflugzeuge Wasser abwerfen, und doch bot die Mischung aus dunklen Rauchschwaden, sengender, untergehender Sonne, dunkelblauem Himmel und den rot glühenden Bergen im Hintergrund ein faszinierendes Bild. Wir waren bis zur Dunkelheit am Strand und nach Duschen und fertig machen auf einem kleinen Felsvorsprung am Rande der Innenstadt um Brie Pizza zu essen und den Wellen zuzuhören. Auch das war einfach traumhaft, diese Nacht war noch heißer als die davor. 31 Grad nachts um eins.
Jetzt muss ich natürlich meine Lobeshymne zu Taormina und Cefalu auch mit Bildern unterfüttern, also here we go:
Käsekuchen gab es am nächsten Morgen, also am Samstag, fast eine Woche nachdem wir auf Sizilien gelandet sind. Diesmal mussten wir pünktlich 10:30 Uhr raus und mussten somit unsere zahlreichen Rucksäcke mit zum Frühstück nehmen. Die Brände schienen gelöscht zu sein, der Himmel wurde trotzdem dunkler, Regenwolken schoben sich vor die Sonne. Im trockenen sind wir zum Bahnhof gekommen, haben dort noch eine Stunde auf den Zug nach Palermo Flughafen gewartet, denn dort wollten wir unser Mietauto abholen. Bisher kamen wir relativ gut mit den Öffis, vor allem mit dem Zug klar, gerade im Westen Siziliens wird das aber zunehmend schwer. Die Züge fahren (übrigens auch zwischen den Touri Zentren) nur äußerst selten oder eben gar nicht. Auch diese Zugfahrt hat super geklappt. Ganz anders als die Abholung des Mietwagens am „Airport“. Warum das eher schwierig war und ob sich der Westen auch gelohnt hat, erzähl ich im nächsten Post.