Krieg und Kultur

Saigon, so hieß die Stadt zu Zeiten des Vietnam Krieges, ein spannendes, sehr interessantes Stück Geschichte, wie ich finde. Frank Lucas, der Drogenbaron, der damals in den Särgen der amerikanischen Soldaten, die in diesem Krieg gefallen waren, Kokain in die USA Schmuggelte, wurde im Film American Gangster von meinem Lieblingsschauspieler Denzel Washington verkörpert – und schon als ich diesen Film sah, konnte ich mich, eigentlich ein Geschichtstrottel, für die Geschichte der damaligen Zeit erwärmen. Die Gegend, in der die Vietkong im Guerilla Krieg gegen die Amerikaner und die Südvietnamesen gekämpft haben, ist heute zu besichtigen, inklusive der kilometerlangen Tunnel, in dem die Vietkong gekämpft und sich versteckt haben.

Der Mekong, einer der größten asiatischen Flüsse, der durch ganz Südostasien fließt und in einem großen Delta ins Meer mündet, bietet die Chance, etwas vom vietnamesischen Leben außerhalb der großen Stadt zu erleben, auch das war Grund für uns in dieses Land zu reisen.

Diese Reise startete nach unserem Flug von Kuala Lumpur. Schon kurz nach 10 Uhr Ortszeit kamen wir an, die Immigration ging fix und auch der Kauf der SIM Karte war schnell erledigt. Für je knappe 4 Euro waren wir jeweils mit 5 GB mit Vinaphone unterwegs, das Netz war durchweg schnell und immer verfügbar. Also konnten wir auch wieder unsere App nutzen um uns ein Grab zu bestellen. Denn sonst vom Flughafen wegzukommen, kann etwas tricky sein, da es in Vietnam eine namenhafte Taximafia gibt, die überall versuchen, dich zu bescheißen. Es gibt zwei vertrauenswürde Anbieter, die aber oft kopiert werden. Diesen Stress hatten wir nicht, bei GRAB steht der Preis bekanntermaßen da, mittlerweile war ja auch meine Kreditarte dort angegeben, sodass wir nur 10 Minuten auf das Auto warten mussten und uns dann gemütlich direkt zu unserem sehr schönen Lotus Boutique Hotel haben chauffieren lassen konnten. Dort angekommen, ließen wir unsere großen Rucksäcke stehen, zum einchecken war es noch zu früh. Dabei war es mittlerweile nach 12, die Fahrt durch den absolut irren Verkehr in dieser Stadt hat eine Weile gedauert. Zu allererst, das war von vornherein klar, wollten wir zum schon vorher ausgesuchten Custom Tailor, also dem Laden, wo wir uns Anzügen maßschneidern lassen wollten. Sehr cool, dass der Laden nur 300 m vom Hotel entfernt lag, sher uncool, dass sie uns drin sagten, dass sie mit den Anzügen erst „nächste Woche“ fertig sein könnten – und es war erst Mittwoch. Enttäuscht sind wir raus und in andere Läden rein, die uns entweder nicht gefallen haben, oder zu teuer waren. Ein Verkäufer sagte uns, es würde bei 950 $ pro Anzug anfangen. Das war uns dann doch leicht zu viel. Nach sehr langem rumlaufen, einem Milchshake und etwas Essen haben wir endlich einen Laden gefunden, in dem wir tolle Stoffe entdeckten und der Preis stimmte. Also haben wir uns ordentlich vermessen lassen und sind ziemlich glücklich raus marschiert und zum Hotel gedüst. Dort haben wir eingecheckt uns etwas frisch gemacht und zurück ins aufregende Leben dieser Stadt. Unser Ziel war ein Restaurant aus dem Lonely Planet Reiseführer, wir hatten keine Ahnung, wo die liegt. Alleine sich durch den Verkehr zu kämpfen und ist schon ein Abenteuer. Gegen diese Flut an Motorrollern ist selbst das vollgestopfte Bangkok ein Witz. Hier herrscht, im Gegensatz zu Thailand und Malaysia Rechtsverkehr – zumindest theoretisch. Gerade auf Kreuzungen fahren wirklich alle kreuz und quer, Taxis, Busse, Motorräder mit allem beladen was man sich vorstellen kann. Von tonnenschweren Reissäcken, bis zu Hunden und Kleinstkindern, hier kommt alles auf den Roller. Dazwischen tummeln sich noch unzählige Fußgänger, die sich mit einem unbegreiflichen Gottvertrauen in dem Kampf stürzen. Ich muss allerdings zugeben, dass man sich recht schnell dran gewöhnt und damit klar kommt, allerdings würde ich es mir nicht zutrauen hier einen Roller zu fahren.

Zum Glück war vieles fußläufig erreichbar, eben auch das Restaurant was mitten in der sog. Backpacker Street liegt. Das ist eine Straße, die theoretisch ab abends für den Motorverkehr gesperrt ist und dann zu einer „Walking Street“ wird. Dort reihen sich unfassbar viele Fastfood Läden, Kneipen, Bars und ohrenbetäubend laute Diskotheken aneinander und jeder versucht dich in „seinen“ Laden zu zerren. Dazwischen fahren natürlich trotzdem zahlreiche Roller und einige Autos, sodass der Spaziergang eher einem Spießrutenlauf gleicht. Und dennoch hat auch diese Straßen ihren Charme und erinnert an die Khao San Road in Bangkok, nur gefühlt noch etwas lauter.

Bei mir gabs zum ersten Mal in meinem kulinarischen Leben Hai. Der war leider tewas zäh und ziemlich trocken, also nicht so der Hammer. Na Speiß und Trank sind wir weiter gezogen und haben die Thi Bar etwas abseits der Partymeile entdeckt. Die hatten nicht nur ein feines Getränkeangebot sondern auch recht coole Live Musik. Dort saßen wir ganz schön lange und waren nach drei Cocktails auch ganz gut angesüffelt J.

Am nächsten Tag stand die Mekong Delta Tour an. Wir wurden überpünktlich vom Tour Guide abgeholt und saßen dann fast drei Stunden in dem Van um mit weiteren 9 Personen die Gegend zu betrachten. Die anderen waren neben zwei weiteren Deutschen alle Australier. Da die zwei Deutschen offenbar nicht so sehr schlau waren („ich dachte Erfurt liegt bei Frankfurt“), habe ich mich mehr mit den Aussies unterhalten und ihnen mal wieder auf die Nase gebunden, wie sehr ich ihr Land mag. Der erste Stopp war eine Pagode, ja, ganz nett, der zweite Stopp war dann das Pier von dem wir mit einem Motorboot ablegten und über den Mekong schipperten. Wir liefen die „Unicorn Island“ an, schauten uns dort um. Für mich war es wirklich großartig. Zuerst gingen wir zu einer Honigmanufaktur, wo wir selber einen Bienenstock halten und ganz viel leckeres Zeug naschen konnten. Zum Beispiel in Honig geröstete Bananenscheiben. Dann hat eine Gruppe Vietnamesen traditionelle Musik für uns zum Besten gegeben. Das war etwas schrill, aber doch echt süß. Mein Highlight dieser Tour folgte dann: Wir wurden auf lange Ruderboote gesetzt und fuhren durch die Kanäle dieser Insel, durch dichten Urwald, Mangrovenwälder und durch undurchsichtiges Wasser in das man wirklich nicht reinfallen wollte. Das war mal richtig fein, da richtig Natur, sehr nette Abwechslung zum stressigen Saigon. Als nächstes wurde uns eine Werkstadt gezeigt, in der aus Kokosnüssen Süßigkeiten gemacht werden, auch das fand ich nur äußerst interessant, sondern auch verdammt lecker. Wir haben sogar einen Kokosschnapps verkostet, der in einem Behälter mit toten Schlangen und Exen „gereift“ wird. Die Absonderungen der Viecher sollen wohl zum Geschmack beitragen. Ich fand`s sehr lecker, Carsten war nicht sonderlich angetan, aber lieber Frau und Kind erschossen, als ein Tropfen Alc vergossen, trank er artig aus.

Mit einem weiteren Motorboot ging es dann zurück zum Pier und im Van Richtung Heimat. Auf dem Trip sind auch schöne Bilder (und noch mehr Videos) entstanden. Erstere gibt’s jetzt zu sehen:

Der Abend dieses tollen Abends war schön, wir waren in nem Foodcourt essen, haben dann ewig eine Bar gesucht und keine gefunden und sind dann schlussendlich heim. Am nächsten Tag konnten wir endlich mal ausschlafen, das kommt in diesem Urlaub auf jeden Fall SEHR kurz! Für uns gings heute einfach mal in Ruhe die Statt angucken, wir waren beim Wiedervereinigungspalast, der zu Vietnamkrieg Zeiten die Hauptzentrale der Südvietnamesischen Regierung war und einen riesigen Schutzbunker hatte, der heute ein Museum ist. Haben wir uns angeschaut, war interessant. Ja, ich gehe in Museen!). Weiter marschierten wir zu Notre Dame, eine, Überraschung: Kirche. Die war langweilig, als Europäer haben wir davon ja nun mehr als genug und der Erfurter Dom ist deutlich beeindruckender. Außerdem durfte man nicht mal rein. Buh! Gleich gegenüber ist das Hauptpostamt, es ist deswegen eine Sehenswürdigkeit, weil es in der Kolonialarchitektur erbaut wurde. Auch heute noch ist tatsächlich die Post dort drin. Schönes Haus, nicht mehr aber auch nicht weniger. Die Sonne ging unter, und wir hatten einen Termin, das erste Fitting unserer Anzüge stand an. Wir sind also in nem Grab nach Hause gedüst (okay, in dem Verkehr würde ich es eher als kriechen beschreiben), haben geduscht und sind zum Tailor. Bei Carsten musste noch so einiges geändert werden, mir war nur die Hose noch zu weit. Als wir fertig waren, haben wir gleich noch die nächste Tour gebucht, die auch schon wieder 8:30 morgens startete. Es sollte zu den Cu Chi Tunneln gehen. Diese Tunnel haben die Vietkong genutzt um sich vor den Amis zu verstecken und sie im Jungle zu bekriegen.

Da wir am Abend aber noch Pho (vietnamesiche Nudelsuppe) gegessen haben, dann später noch in zwei Live Musik Bars waren, kam wieder nicht viel Schlaf rum. Das war aber gar nicht schlimm, denn diese Tour war so super spannend, dass ans Müde werden nicht zu denken war. Man hat uns dort durch den Jungle geführt und erklärt mit welchen Tricks, Waffen und unvorstellbaren Qualen es die Vietkong hinbekommen haben, die Amerikaner mürbe zu machen. Sie stellten wirklich sehr kreative Fallen, legten falsche Fährten und bauten ein gigantisches Tunnelsystem mit über 200 km Länge, durch das man eigentlich überall hin kriechen konnte, sogar bis weit nach Saigon rein. Durch die vielen Originalschauplätze, Waffen, Fallen und Tunnel, konnte man sich total in diese Zeit rein versetzen. Das Highlight war natürlich das Tunnelsystem. Für die Touris sind 100 Meter des Tunnels zugänglich. Man muss dazu sagen, dass heute dort alles belüftet ist, aller 20 m ein Notausgang ist, denn man fühlt sich da drin schon beengt. Es ist kein Geheimnis, dass die Asiaten tendenziell kleiner als wir „Westler“ sind. Das haben sich die Vietkong zu Nutze gemacht und die Tunnel so gebaut, dass eben sie durchpassen, fette Amis eher nicht ;-).  Nach den 100 Metern, die übrigens nur die Hälfte der Gruppe geschafft hat, war ich auch ganz schön nass geschwitzt. Aber es ist wirklich eine Erfahrung, für mich ein unbedingtes Muss wenn man in Ho Chi Minh ist. Kein Muss ist hingegen, die angebotene Schießübung zu machen. Man kann sich dort eine Wumme aussuchen, mit der man dann schießen kann. Zur Auswahl stehen natürlich die M16 und die AK47, aber auch andere Gewehre. Das haben wir gelassen, allerdings bin ich mal mit auf den Schießstand um ein paar Bilder zu machen.

Zurück ging es per Speedboot, die Fahrt dauert nur die Hälfte der Zeit also dachten wir, es wäre eine gute Idee für 18 $ p.P. auf dem Fluss zurück zu düsen. Voller Eindrücke sind wir wieder in unserem Saigon gelandet, waren auf dem Ben Than Market und haben uns dann ins nächste, diesmal allerdings ungewollte Abenteuer gestürzt. In einem Blog habe ich von der sog. Starlight Bridge gelesen. Eine Brücke, die über einen See führt und von der Wasserstrahlen von buntem Licht angeleuchtet in den See fließen. Leider gab es diese Brücke gleich zwei Mal bei Google Maps, also habe ich mir beim ersten Suchergebnis extra noch die Bilder dazu angeschaut um zu checken, ob es denn wirklich diese Brücke wäre. Da hier eindeutig die „richtigen“ Bilder zu sehen waren, gaben wir dieses Ziel in unserer Grab App ein und ließen uns von nem netten Fahrer für immerhin 4 Euro dort hinfahren. Diese Brücke liegt nämlich etwas außerhalb des Stadtzentrums in einem sehr guten, reichen Viertel, in dem man glatt vergessen könnte, dass man im hektischen Saigon ist. Der Fahrer warf uns Nahe der Adresse raus, hier waren durchaus auch Brücken, aber keine sah so aus, die die Starlight Bridge. Ich mutmaßte schon, dass die vielleicht einfach das Licht aus haben, aber das konnte doch in der Saison an einem Samstagabend nicht sein. Nachdem wir bestimmt 20 Minuten etwas ratlos rumgeirrt sind, haben wir dann noch mal google maps angeworfen und das zweite Suchergebnis als Grundlage für die nächste Taxifahrt genommen. Und siehe da, dort erstrahlte die Starlight Bridge, die viele wohl als völlig kitschig, ich aber als echt schön empfand. Wir kauften uns ne Pulle vietnamesischen Wein für 4 Euro und tranken selbigen aus Plastikbechern, die wir übrigens auch bezahlen mussten. Nach ner kurzes Fotosession und meinem Versuch ein Bild mit Langzeitbelichtung zu machen, sind wir zu einer weiteren Empfehlung des Lonely Planet Reiseführers gefahren. Ein Restaurant, etwas versteckt, aber sehr voll und alles andere als billig. Schon der Bestellvorgang war eigenartig. Wir mögen doch bitte Vor- und Nachspeise zusammen bestellen. Nachdem wir uns dann also schnell entschieden hatten Carsten musste was anderes bestellen, sein Fisch war nicht mehr vorrätig – ging die Musik aus, und die Angestellten fingen langsam aufzuräumen – das geht schon mal gar nicht. Naja, irgendwann kam das Essen, bzw. der Reis. Bis der Rest kam, war der Reis kalt. Der Rest war dann leider auch bescheiden, mein Rindfleisch bestand zu 80 % aus Fett, Carstens Chicken war ganz okay, aber nicht im mindesten das, was man für so einen gehypten, hochpreisigen Laden erwarten kann. Am Ende fanden wir noch eine Kakerlake auf dem Teller, die allerdings erst drauf gekrochen kam. Dennoch riefen wir die Kellner, sodass wir die Vorspeise erlassen und auf den Rest 10 Rabatt bekommen haben.

Ganz schöner Reinfall das Ganze. Schnell sind wir da raus und haben auf dem Heimweg noch eine Bar gefunden, in der laute Live Music („Let it Be“) in einer schier endlosen, aber super schönen Version kam. Später sind wir dann heim, unser Bus nach Kambodscha sollte immerhin 9:45 Uhr fahren und wir mussten noch packen.

Am nächsten Tag ließen wir uns mit einem Grab zur Busstation bringen und wurden in dem geräumigen, recht modernen Reisebus gleich mal mit Wasser und Snack versorgt. Und schon ging die Reise los. Aus der Stadt raus zu kommen, dauert allein schon ne Stunde, an der Grenze dauert es alles in allem auch eine Stunde, und so wirklich schnell kann man auch nicht fahren. Der Grenzübergang ging ansonsten recht einfach. Der Mitarbeiter der Busgesellschaft sammelt alle Pässe ein und ruft dann jeden zur Immigration. Kambodscha will auch direkt 30 Doller und ein Passbild für das Touri Visum haben. Weil wir das wussten, haben wir schon vorher in Saigon bei einem Juwelier Millionen von Dong (die Viet Währung – rund 25.000 Dong sind ein Euro) in US Dollar umgetauscht, damit wird in Kambodscha nämlich bezahlt.

Mit zwei Stunden Verspätung kamen wir endlich in Phnom Phen, Kambodschas Hauptstadt an. Die Bilder, die wir bis dato geschossen haben, die zeige ich jetzt:

Phnom Phen ist ganz anders als Saigon. Was in Kambodschas Hauptstadt ganz besonders ist und warum zur Hölle hier mit US Dollar bezahlt wird, das gibt’s im nächsten Post. Also: Keep reading!

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