Leaving Las Vegas

Leider. Schon. Ein Jammer. Las Vegas ist eine Droge, die schnell süchtig macht, berauscht, exzessiv ist und in ihren Bann zu ziehen vermag. Sie erschafft eine andere Welt in der es keine Grenzen zu geben und alles möglich zu sein scheint.

In einer anderen Welt fühlt man sich auch, wenn man zum ersten Mal den Grand Canyon hinunter schaut. Sinah meinte treffend, er sähe aus wie die Oberfläche eines anderen Planeten. Der Grand Canayon war unser nächstes Ziel nach einem Zwischenstopp in einem widerlichen Motel in Las Vegas Down Town.

Der Highway und die anschließende Interstate 40 sind mehrspurige Autobahnen auf denen man, man höre (ach nee, lese) und staune 75 MpH fahren darf. Das sind immerhin fast 130 km, rasend schnell für die USA. Deswegen waren wir recht püntlich beim Canyon und konnten uns noch in Ruhe eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Uns wurde die 7 Mile Lodge als günstigste Unterkunft Nahe des Canyons empfohlen. Sie liegt in Tusayan, einem touristischem Nest nur 10 km vor dem Nationalpark Eingang, in dem es viele teure Restaurants und viele große Hotels gibt. 90 Dollar sollte die Nacht kosten, da das immernoch zu viel war, fuhren wir noch ein Stück weiter nur um feststellen zu müssen, dass wohl nix unter 180 Doller die Nacht gehen würde. Zurück in der 7 Mile Lodge bot uns die wahnsinnig freundliche Empfangsdame das Zimmer für nur 65 Dollar an – voller Freude checkten wir ein und fanden das bisher gemütlichste Motelzimmer in den USA vor.

Am nächsten morgen sind wir nach einem selbstgemachten Frühstück mit dem Auto aufgebrochen, sind in den Park gefahren, haben das Auto abgestellt und sind teils zu Fuß, teils mit einem tollen Shuttlebus die schönsten Stellen abgelaufen bzw. gefahren. An diesem Tag haben wir alle wichtigen Aussichtspunkte in der Nähe des Grand Canyon Village gesehen und konnten die Mächtigkeit des Grand Canyon bewundern. Der South Rim ist etwas niedriger als der North Rim, welcher 16 km Luftlinie entfernt liegt. Um zum North Rim zu wandern braucht es aber 30 Meilen, also knapp 50 km. Auch ins Tal zum Colorado River sollte man nicht an einem Tag wandern wollen, zumindest nicht, wenn man wieder zurück kommen will. Überall stehen Warnschilder mit Schaudergeschichten über Leistungssportler, die im Canyon ums Leben gekommen sind, weil es selbst für die nicht möglich war.

In der Tat ist der Canyon trügerisch. Das Problem: Man muss erst runter, dann hoch. Schätzen wie lange es dauern könnte ist deswegen wirklich schwierig.

Am Abend sind wir zum Desert View Point gefahren und haben in der Nähe den Sonnenuntergang über dem Grand Canyon bestaunt. Der Anblick dieser mächtigen Schlucht bei Sonnenuntergang ist fast so berauschend wie eine Nacht in Las Vegas – wenn auch auf eine ganz andere Art ;-). Abends gab`s Pizza, Film und einen tollen Schlaf in diesem gemütlichen Motel.

Am nächsten Tag wollten wir aktiver werden, sind also zum Ausgangspunkt des Wanderweges gefahren und sind los marschiert. Einmal mehr hat sich bewiesen, dass man manchmal auch ein Stück laufen muss um die richtig schönen Ansichten zu erreichen. Gute 5 Stunden sind wir also in den Canyon hinab und wieder hoch gekraxelt und haben den Canyon ganz nah erleben können. Als wir oben ankamen trafen wir einen Amerikaner aus Utah der seiner eigenen Aussage zu Folge an diesem Tag ganz runter zum River und wieder hinauf gewandert ist. Es war erst 16 Uhr, 3 Stunden vor Sonnenuntergang. Beeindruckt und etwas neidisch zugleich sprachen wir mit dem netten Typ von Nebenan über Gott und die Welt. Schlussendlich gaben wir ihm noch einen Ride (haben ihn also ein Stück mitgenommen zu seinem Auto).

Voller Eindrücke und noch total in Naturstimmung brachen wir Richtung Las Vegas auf. Wir fuhren die Route 66 entlang, die Sonne ging unter und es war eine fast magische Athmosphäre im Auto. Vorbei an kleinen Road Houses sind wir irgendwann in Kingman angekommen. Ich habe bei Leibe noch nie so viele Fastfood Buden an einem Ort gesehen. Ein zwei wöchentlicher Aufenthalt in dieser Stadt würde wahrscheinlich ausreichen um sein Gewicht zu verdoppeln. An dieser Stelle bleibt mir anzumerken, dass ich obwohl meiner Anwesenheit in den USA noch nicht zugenommen, vielleicht sogar etwas abgenommen habe ;-). Anyway, hier sind ein paar Bilder:

Der nächste Tag sollte unser erster Las Vegas Day sein. Wir gaben unser Auto ab, und checkten im Hotel ein. Das war garnicht so einfach, allein die Rückgabe war ein Akt. der Verkehr in Las Vegas ist gruselig. Man kommt nur im Schritttempo voran. Im Zimmer wurden wir per Fernseher begrüsst. Zum ersten Mal in den Staaten packen wir komplett aus, richteten uns ein und stiefelten dann los um die Casinos zu begutachten.
Die Casinos sind immer Teil eines jeden Hotels und so riesig, dass wir uns immer wieder verlaufen haben und nicht den richtigen Ausgang finden konnten. Drinnen wurde gezockt und zwar rund um die Uhr. Am ersten Abend haben wir uns noch nicht hinreißen lassen und haben erstmal nur geschaut. Der nächste Abend sollte unser erster Gambling Abend sein. Tagsüber sind wir spazieren gewesen, abends haben wir aber in unserem Hotel gespielt. Grund: Verhältnismäßig günstig. Hier musste man sich für ein Poker Cash Game mit nur 30 Dollar einkaufen, nicht wie in allen anderen Hotels mit 100. Leider hatten wir beide kein Glück an dem Abend  und sind nach einer Weile ausgeschieden. Auch mein Versuch beim Roulette noch was rauszuholen scheiterte kläglich. Zumindest hatten wir danach noch viel Spass beim Feiern, zumal wir zwei Australier, die wir am Vortag kennengelernt hatten wieder trafen.

Unser Hotel hatte keinen eigenen Pool, das benachbarte Flamingo dafür ein umso schöneren. Den durften wir mitbenutzen. Auf der Suche nach etwas ess- und vor allem bezahlbarem haben wir nicht nur ein Subways sondern auch Josh “gefunden”. Josh ist der jüngste American Airlines Pilot und ein echter Entertainer. Er lud uns spontan in seine Suite im Treasure Island ein, wo wir abends ein paar Trinkspiele spielten und uns auf die nächste Gambling Nacht vorbereiteten. Alle Vorbereitungen halfen nichts, ich verlor mal wieder. An diesem Abend waren auch die Nachtclubs nicht so gut gefüllt, sodass wir beide am Pokertisch versackten. Im Gegensatz zu den Nightclubs, die auch in Vegas so richtig nur am Wochenende gefüllt sind, wird rund um die Uhr gezockt. Überall. Das Tolle: Wer in Vegas zockt, muss wenigstens für Getränke nichts bezahlen.  Aller paar Minute kommt eine nette Bardame an  den Spieltischen vorbei und serviert fleißig alles, was die Gäste wollen. Lediglich “Tip” muss man zahlen, also Trinkgeld. By the way: Dieser Tip ist in den USA sowieso von höchster Bedeutung. Trinkgeld ist hier in fast jeder Situation obligatorisch. Das kann ganz schön nervig sein, denn es macht so manch vermeintliches Schnäppchen doch zu einem finanziellen Aufwand. Sogar auf Kassenbons steht schon ein Trinkgeldvorschlag. Weiterhin werden hier Preise meistens ohne Steuern angegeben. Das was man zahlen muss ist dann der angezeigte Preis plus Steuern plus Tip.

Einen Tip hat auch der Bellman bekommen. Das ist der Typ, der das Gepäck zum Taxi bringt und für die Gepäckaufbewahrung zuständig ist. Am Freitag morgen machten wir nach unserem 12 Uhr Checkout davon gebrauch, ließen den Bellman also unsere Rucksäcke aufbewahren und schlenderten nochmal durch Vegas. Da unser Budget aufgebraucht war, haben wir nicht nochmal gespielt, obwohl wir beim Anblick des Pokertisches schon wieder ziemlich in Laune kamen. Stattdessen sind wir den Strip nochmal in südliche Richtung gelaufen, waren im Mandalay Bay, im Excalibur und im Luxur. Alles Hotels mit riesigen Casinos. Am Nachmittag war es dann auch schon wieder soweit, wir mussten zum Flughafen um unseren Overnight Flight zu kriegen. Pünktlich 18 Uhr ging es in einem 3 Stunden Flug nach Minneapolis, Minnesota.

Dort kamen wir 23 Uhr Ortszeit an einem verlassenen Flughafen an. Fast verhungert fanden wir kein einziges offenes Restaurant. Nach einer Reise zum anderen Terminal trafen wir allerdings zwei super nette Angestellte des Flughafens, die für uns durch die Sicherheitschleuse gingen um uns Subs von Subway zu holen. Zu freundlich :-). Also kamen wir doch noch zu etwas zu essen. Nun ging sie also los, meine erste Nacht auf nem Flughafen. Das war wesentlich besser als befürchtet, ich hab ganz gut auf der Bank geschlafen, wie man unter anderem auf folgenden Bildern sieht:

Der Weiterflug nach Miami verzögerte sich etwas. Als wir schon alle im Flieger saßen, teilte uns der Captain mit, dass das Wetterradar nicht funktioniert und wir das Flugzeug wechseln müssen. Gesagt getan, mit einer anderen Boing 737 ging es in weiteren 3,5 Stunden nach Miami.
Hier bin ich nun schon seit 2 Tagen und genieße es unwahrscheinlich, endlich in FlipFlops durch die Gegend laufen zu können. Warum Miami ganz anders als die bisherigen Städte in den USA ist und was wir hier so erleben, gibt`s dann im nächsten Post. So long, take care…

 

 

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