Mitten in der Drogenrazzia

Ein komisches Gefühl, wenn man umzingelt von vermummten und Einsatzhelm tragenden Polizisten auf einem Platz in Faro steht und nicht mehr weiter gelassen wird. Wieso wir in die Razzia geraten sind und welche Drogen wir dabei hatten, erzähl ich, wenn wir in Faro, unserer Endstation, angekommen sind (ganz unten).

Knapp zwei Wochen vorher, nach unserem Aufenthalt in Lissabon, sind wir nach Sintra gefahren. Dort kommt man easy mit der Bahn in ner knappen Stunde hin. Uns wurde der Ort und die Umgebung als Disneyland beschrieben. Stimmt irgendwie, denn das im bergigen Hinterland der Küste gelegene Sintra ist von diversen Schlössern und Burgen umgeben, die wir uns an diesem Tag anschauen wollten. Da wir kein Hotel dort hatten, sondern erst nach dem Trip gleich weiter nach Estoril an der Küsten fahren wollten, fragten wir in nem kleinen Hotel am Bahnhof, ob wir unsere Rucksäcke für einen schmalen Taler lagern könnten. Das war zum Glück kein Problem und wir konnten unsere Wanderung, die ich mir per Komoot App ausgesucht hatte, starten. 

Erst ging es durch die extrem hügelige Stadt, dann in den Wald und auf den Berg um zum Castelo dos Mouros zu kommen. Das ist eine sehr alte Burg, die hoch oben auf einem Berg thront, auf deren Mauern man entlang schlendern und einen großartigen Blick genießen kann – natürlich nur, wenn man am Eingang 8 € Eintritt zahlt. So sehr wir beim Aufstieg geschwitzt haben, so sehr haben wir oben gefroren. Der Wind zischte uns um die Ohren, und immer wieder fing es zu regnen an. Unsere Wanderung haben wir etwas verkürzt, sind aber trotzdem noch an weiteren Festungen vorbei gekommen, deren Äußeres uns aber gereicht hat.

Da Estoril, ein kleines Städtchen an der Küste nur ca. 15 km entfernt liegt, haben wir uns dorthin ein Uber genommen. Estoril haben wir übrigens deswegen als Übernachtungsspot gewählt, weil es dort ein Wellness Hotel mit Sauna und Jacuzzi gibt. Da das Wetter wirklich nicht gut war, könnten wir ja ein bisschen Indoor Urlaub machen. So viel zum Plan. Die Ernüchterung in diesem 150 Euro teurem Hotel kam kurz nach Checkin. Beim Spa handelte es sich um einen winzigen Raum mit zwei Liegen, einem Dampfbad und einem nicht sprudelndem Becken, mit nicht besonders warmen Wasser. Das Beste allerdings: dort konnte man nicht einfach rein, nö, erst am nächsten Nachmittag gab es den nächsten 30 Minuten Slot um dieses „Spa“ „ausgiebig“ zu nutzen. Wir fanden das ne Sauerei. Für dieses Geld dieses lächerliche Räumchen, in das wir während unseres Aufenthalts nicht mal rein können – das ist doch Betrug! So in etwa haben wir das auch der freundlichen Lady an der Rezeption erklärt. Immerhin hat sie uns dann doch noch ermöglicht um 19:30 Uhr für ne Stunde da rein zu können. Wie gesagt, ein Wellness Wunder war es nicht. 

Am späteren Abend sind wir noch in ein Restaurant was bis 23 Uhr offen hatte. Das Essen war gut, die Bedienung ziemlich schlecht drauf und auch irgendwie frech. Die haben uns um 22:10 Uhr, also 50 Minuten vor Schließung derart penetrant zum Gehen genötigt, dass wir auch da mit einem eher schlechten Gefühl rausgekehrt wurden. 

Wenig begeistert sind wir ins Hotel und haben uns auf den nächsten Tag gefreut. Der war dann auch richtig schön. Wir sind am Strand entlang nach Cascais geschlendert. Cascais hat mir fiel besser als Estoril gefallen. Ein wirklich bezaubernder Ort mit kleinem Strand, Leuchtturm, kopfsteingepflasterten Gassen mit charmanten Restaurants und einer tollen Marina. Etwas weiter im Norden führt ein ewig langer Fuß- und Radweg entlang. Den sind wir hinzu gelaufen und zurück mit einem Leihscooter gefahren. Nach nem kurzen Snack im Foodcourt einer Shopping Mall sind wir zurück zum „Nicht Spa Hotel“, haben dort die Rucksäcke geschnappt und sind in den Zug Richtung Lissabon gestiegen – der Bahnhof war direkt gegenüber. 

Unser nächstes Ziel: Evora. In die kleine Studentenstadt im Innenland kommt man bequem per Zug. Das Hotel dort hat die Hälfte gekostet und war auch nicht schlechter. Abends sind wir ein wenig durch die Stadt gelatscht und haben später in einem Restaurant Snacks gegessen (Zerlaufener Käse mit Brot) und auf dem Handy das Spiel Real Madrid vs. RB Leipzig im Stream geschaut. 

Der nächste Tag diente dann dem Sightseeing. Carsten machte den Führer, wir klapperten alles ab, was man in Evora so ansehen kann. So kletterten wir auch auf das Dach einer Kirche von wo aus wir einen Blick über die wirklich komplette, kleine Stadt hatten. Später sind wir noch die ganze, noch super gut erhaltene Stadtmauer außen abgelaufen, das war nach 5 km in einer Stunde auch geschafft. Da es mal wieder regnete, suchten wir uns einen Burger Laden, tranken einen Gin Tonic bzw. einen Wiskey Ginger Ale und beobachteten die Studenten, die in schwarzer Einheitskluft in Polonaise Manier laut schreiend durch die Straßen schlürften. Carsten fand raus, dass das ein portugiesischer Brauch für die Erstis ist. OKAY. 

Ein kompletter Tag in Evora reicht, also sind wir am Abend zur bislang längsten Reise auf unserem Trip aufgebrochen. An den Ballermann der Algarve, nach Albufeira. Eigentlich ist die Zugverbindung gut. Mit dem Zug in eine Stadt, 30 Minuten südlich von Lissabon, dort direkt umsteigen in einen Schnellzug Richtung Algarve. Leider eröffnete uns der Typ am Ticketschalter, dass der Schnellzug bereits ausgebucht ist (hätte ich mal vorher online gebucht, ich war schon dabei) und wir gut 80 Minuten in der Umsteigestadt auf einen langsameren IC warten müssten. Naja gut, dann eben so, dafür bisschen billiger. 

Nach Warten und viel Fahren, waren wir gegen 22 Uhr in Albufeira. Wie in Portugal üblich, sind die Bahnhöfe nicht in der Stadt, sondern am Stadtrand – bis in die Innenstadt zu unserem Hotel waren es 6 km. Also: wieder Uber! Angekommen im Hotel war ich erstmal erleichtert. Die Rezensionen waren arg durchmischt. Das Zimmer war aber sehr süß. Es hatte alles was man braucht, eine Kochnische, ein großer Kühlschrank, ein großes Sofa was man zum Bett umbauen musste, und ein Balkon mit bisschen Meerblick. Wir wollten dieses Hotel, weil es super nah am schönsten Strand aber auch an der Partymeile war. Auf letztere sind wir dann auch noch mal gegangen. Was für ein Zirkus. Steht dem Ballermann, der Bier- und Schinkenstrasse auf Mallorca in nix nach. 

Feiern wollten wir trotzdem nicht, so haben wir nur nen Döner gegessen und in ner Bar einen Glenfiddich getrunken und sind dann heim.

Am Morgen weckte uns die Sonne – ENDLICH! Kurz zum Supermarkt Frühstück und Sonnenmilch holen, dann nach nem Kaffee auf unserem kleinen Balkon zum Meer. Zum ersten Mal nach zwei Wochen in Portugal lagen wir endlich mal am Strand. Es war so schön mal nicht Tausend Sachen angucken zu müssen, sondern einfach mal nur rumzuhängen, zu baden, zu schlafen, nix zu tun. Damit haben wir den ganzen Tag verbracht. Abend sind wir dann ausgehbereit auf die Partymeile. Erst habe ich mir nen Veggie Burger (Carsten hatte, Achtung: Kein Seafood sondern Steak) reingehauen, dann sind wir in die Connection Bar gegangen, wo zwar wenig los war, es aber Cocktails in Eimern gab, die halbwegs stilvoll aussahen. Dieser Eimer war echt gigantisch groß, weswegen ich überlegte einfach Leute anzuquatschen, ob sie uns beim Leeren helfen wollen. Das war nicht nötig, wir wurden angesprochen. Wir quatschten mit den zwei Typen (einer aus Costa Rica, der andere aus…Überraschung: Deutschland) über Gott und die Welt und schafften dann nach 1,5 Stunden auch unseren Eimer. Zu viert stiefelten wir los und versuchten eine Karaoke Bar zu finden, darauf hatten die irgendwie Lust. Da wir keine Gute fanden, und die beiden schon deutlich älteren Typen nach Hause wollten, sind wir dann in den vermeintlich größten Club namens Albufeira66 gegangen. Super junges, meist britisches Publikum und eine echt gute Stimmung. Der DJ hat keinen Song länger als ne Minute gespielt, das war hin und wieder etwas anstrengend, aber auch beeindruckend, wie gut er das Mixing hingekriegt hat. Erst um vier waren wir heim und sind ganz schnell ins Bett, schließlich wollten wir am Samstag zu unserer Delfin Watching und Benagil Bootstour wieder fit sein. Eigentlich wollte ich die eine Stunde Fußmarsch zum Hafen von Albufeira laufen, aber ausschlafen, Frühstück und schon 14 Uhr dort sein, das hat sich nicht so recht vertragen. Also sind wir nen Fünfer mit einem Uber dort hin, haben noch ne halbe Stunde in der prallen Sonne warten müssen und dann ging es endlich los. Das Speedboot ist raus aufs Meer gerast, der Guide war nett aber etwas anstrengend. Alles wird immer zweisprachig erklärt, auf Portugiesisch und eben englisch. Der Typ hat sich aber echt viel mit portugiesischen Mädels unterhalten und uns zumindest anfangs etwas links liegen lassen. Nicht so schlimm, wir ließen uns den Fahrtwind um die Nase wehen und genossen einfach dieses mega Gefühl über das Meer zu düsen. Unsere Freude wurde nur manchmal etwas gedämpft, weil bei wirklich jeder Welle ein paar ältere Mädels in einer Frequenz rumgeschrieen haben, dass jedes Glas zersprungen wäre. 

Nach ca.  40 Minuten Fahrt auf offenen Meer war es dann soweit. Eine ganze Horde Delfine schlängelten sich um die ganzen Boote, die ebenfalls auf Delfin „Jagd“ waren. Das war soooooooo schön. Diese eleganten Tiere, wie sie scheinbar aus dem Nichts an die Oberfläche kommen, mit den Wellen spielen und immer wieder aus dem Wasser hüpfen, es ist eine riesige Freude diesem Treiben zuzusehen. Ich konnte mich gar nicht satt sehen und musste mich ehrlicherweise auch ein bisschen zwingen die Kamera mal wegzulegen und nur zu gucken. Das war wirklich ein absolutes Highlight, ich hätte den Viechern noch stundenlang zusehen können. Nach ca. 30 Minuten sind wir dann aber weiter Richtung Küste um dort die weltberühmte, millionenmal fotografierte Benagil Höhle zu bewundern. Sie ist wirklich atemberaubend. Da diese Millionen Bilder ja auch wer schiessen muss, sind dort natürlich massenhaft Touristen auf Kayaks, Schlauch-, Fischer,- und Speedbooten und drängeln sich in der Höhle. Auch die anderen Felsgebilde, die uns auf der Rücktour gezeigt wurden, waren super schön. Das alles zu sehen waren die 35 Euro p.P. für die 2,5 Stunden Tour auf jeden Fall wert.

Als wir die mit extrem bunten Häusern gesäumte Marina verlassen haben, kam gleich das nächste Highlight: der Weg zurück. Es geht an der Küste lang, ein Ausblick schöner als der andere, dann durch die unheimlich charmante Altstadt, die fernab von der Partymeile liegt. Vorbei an einem Strand gehts wieder hoch zur Steilküste. Dort haben wir einen Italiener gefunden, der unfassbar edel und teuer aussah, letzteres aber nicht war. Also sind wir da rein und hatten den besten Platz. Direkt mit Blick aufs Meer, die Stadt und den traumhaften Sonnenuntergang der gerade begann. Das war einfach das absolut perfekte Timing. 

Der Hauswein, von dem wir uns ne Flasche bestellten, war super lecker, die Pizza war auch mindestens eine 9/10. Ich war wirklich überglücklich, dass wir dieses Restaurant zu dieser Zeit gefunden hatten. Als die Sonne untergegangen war, haben wir gezahlt und ins Hotel gelaufen. Da Samstagabend war, hatten wir natürlich das Bedürfnis uns nochmal ins Nachtleben zu stürzen. Dieses Mal sind wir in eine große Bar zu einer Live Band gesteuert. Anfangs musste der Sänger schon noch etwas rein kommen, aber je später es wurde, umso besser wurde es auch. Wenn die Band mal Pause hatte, wurden Mädels auf die Bühne geschickt, die dann für die gaffende Horde recht eindeutig tanzten und mit ihren Reizen nicht geizten, das war ein Schauspiel. 

Richtig beeindruckend war die Show eines Barkeepers, der wirklich unglaubliche Kunststückchen mit Gläsern, Flaschen und Getränken vorführte. Ich hatte das Bedürfnis ihm zu sagen, wie geplättet ich war, also sagte ich ihm das einfach nach seiner Show. Das fand er offenbar so Sweet, dass er mich direkt auf einen Shot einlud. Perfekt. Was mit in dieser Bar besonders gefallen hat: alle schienen ernsthaft Spaß zu haben, eben auch das Personal. Der Sänger der Band hat sich an allen Orten dieses Ladens die Seele aus dem Leib gesungen, als hätte er den Auftritt seines Lebens. 

Als die Band fertig war, übernahm der DJ. Auch der hat nen super Job gemacht – trotzdem wurde die Tanzfläche immer leerer. Also sind wir, als wirklich nur noch wir und drei andere Hanseln da waren noch mal auf den Strip und den Club vom Vorabend gegangen. Dort waren wir aber tatsächlich nur noch für einen Absacker und sind dann gegen 3 zurück ins Hotel. 

Ursprünglich wollten wir am Sonntag weiter fahren. Da es uns aber so gut in Albufeira gefallen hat und wir auch happy mit unserem Hotel waren, verlängerten wir dort um eine Nacht, sodass wir den kompletten Sonntag noch in diesem Städtchen hatten. Also konnten wir ausschlafen, ganz in Ruhe frühstücken und noch mal zum Strand um das herrliche Wetter und das kalte Meer zu genießen. Nachdem wir einen Slush Ice Cocktail geschlürft hatten, beschlossen wir auch fürs Abendessen am Strand zu bleiben. Carsten stiefelte in den Supermarkt, holte Käse, Humus, Brot, Wurst und Wein – und was langes anzuziehen. Abends, wenn die Sonne geht, wird es schon manchmal bisschen frisch.

An diesem Sonntag sind wir mal  nicht ausgegangen sondern haben uns den nicht besonderen neuen Liam Neeson Film angesehen, von dem ich aber eh nur die Hälfte mitbekommen habe weil ich vorher schon weggeschnubbelt war. 

Jetzt gibts unter anderem den Beweis dafür, dass Albufeira eben nicht nur Ballermann Tourismus ist:

Am Montag sollte es dann weiter gehen. Carsten hat einen geheimen Strand irgendwo zwischen Albufeira und Lagos ausfindig gemacht. In der Nähe dieses Strandes liegt die Gemeinde Alvor mit dem Stadtteil Prinha, der echt winzig ist. Das Gegenteil von winzig war unser Hotel. Das war ein echt hässlicher, bestimmt 10 stöckiger Betonklotz, der aber wunderbar große Zimmer mit Meerblick und einen riesigen Pool davor bot. Per Bus sind wir von Albufeira dorthin, daher sehr angenehm, dass dieses Hotel sogar seine eigene Bushaltestelle hatte. Schon mittags waren wir dort, konnten auch gleich einchecken und einen Mini Markt finden, in dem wir uns mit Wasser für unsere kleine Wanderung eindecken konnten. Dann sind wir los gestiefelt, erst am flachen Strand entlang, dann über eine Steilküste zu einem versteckten, steilen Weg durch eine Schlucht. Über eine ziemlich löchrige Stahlbrücke erreichten wir ganz unten den ersten winzigen Strand. Um weiter zum Geheimstrand zu kommen, mussten wir auf allen Vieren durch eine Felshöhle kriechen. Dann waren wir endlich da. So happy, diesen versteckten Ort gefunden zu haben und ziemlich verschwitzt haben wir uns erstmal in die Wellen gestürzt. Gar nicht so leicht, denn leider sind momentan viele schwarze Algen an vielen Stränden der Algarve. Die liegen zum Teil tonnenweise am Strand, sehen hässlich aus, riechen streng und machen den Zugang zum Wasser schwer. Ich hab mich belesen, diese Art Algen kommt eigentlich in Asien vor, wurde eingeschleppt und verbreitet sich nun im Übermaß. 

Ein weiterer kleiner Nachteil von Stränden in kleinen Buchten von hohen Steilküsten: die Sonne ist recht schnell weg. Also waren wir nur ca. 90 Minuten dort und haben dann den Heimweg angetreten. Carsten wollte heim, ich noch mal an den großen, weißen Strand in der Nähe unseres Hotels, ich witterte einen Sonnenuntergang und ich bekam ihn. Dieser Sonnenuntergang war definitiv eine 10/10. Einer der, wenn nicht DER schönste, den ich bisher gesehen habe. Abends haben wir uns dann eine Pizzaria gesucht, das war auch das einzige Restaurant, was in der Nähe war – und das angebotene Buffett im Hotel für 22 Euro p.P. lies uns irgendwie kalt. 

Ich muss die Pizzaria kurz näher beschreiben, denn ich habe wirklich selten eine dermaßen riesige Pizza gegessen. Carsten hatte Pesto Nudeln und auch die Portion war so riesig, dass ich ihm beim aufessen helfen musste und daher meine Pizza nicht schaffte. Wir nahmen sie mit. Wieder zurück im Hotel haben wir auf dem Balkon noch einen Wein getrunken und diesen fantastischen Tag etwas Revue passieren lassen. 

Damit wir die Annehmlichkeiten dieses Hotels auch nutzen, hauten wir beim inkludierten Frühstück rein und knallten uns dann an den Hotel Pool. Dort habe ich ein bisschen Video geschnitten und uns zwei sehr gute Mojitos von der Bar geholt. Wir waren so faul, dass wir nicht den Bus um 13, sondern erst um 15 Uhr nach Lagos genommen haben.

Dort angekommen mussten wir in noch ein gutes Stück vom Busbahnhof ins Hotel laufen. Dieses Mal haben wir sogar eine Suite gebucht. Mit zwei Zimmern und einer großen Sonnenterrasse mit Blick über die Stadt. Zumindest suggerieren das die Bilder im Buchungsportal. Unsere “Suite”war das Gegenteil dessen, was wir erwartet hatten. Dunkel, muffig, Die Kabel hingen die Wände runter, manche waren nur notdürftig geflickt, die „Terrasse“ war ein maximal 1 qm grosser Austritt auf dem man gerade so stehen konnte. Die Aussicht war mindestens genauso begeisternd: die hässliche Fassade des nächsten Hauses. Ziemlich sauer sind wir zur Rezeption und haben die Lady mit unserem Problem konfrontiert. Ihr kalte Abfuhr enthielt den Hinweis, dass eben nicht alle Zimmer gleich aussehen, und wir doch eine Terrasse haben. Ich habe sogar kurz überlegt die Polizei zu rufen, denn das war aus meiner Sicht nix anderes als Betrug. Da ich mir den Tag nicht versauen wollte und wir aus Vorsicht nur eine Nacht gebucht hatten, verzichtete darauf, warf ihr einen bösen Blick zu und verschwand wieder nach oben in unsere dunkle Höhle. 

Bewaffnet mit Regenschirm (es sah schon bei Ankunft recht grau aus) sind wir los gelaufen, haben Strände, Küste und Stadt erschlendert. Als wir zurück in der Innenstadt waren, fing es dann an zu regnen. Die Restaurants waren alle proppenvoll, immerhin haben wir noch ein lauschiges Plätzchen bei einem Inder gefunden, der sogar richtig lecker war. Dort saßen wir echt lange, denn mittlerweile schüttete es aus Eimern, sodass uns der beste Schirm nix genutzt hätte. 

Als es weniger wurde, sind wir ins Hotel und dort auch geblieben, draußen war es nicht einladend (Ja, okay, drinnen auch nicht besonders). Wir haben noch Heute Show und ZDF Magazin Royal geschaut und sind dann eingeschlummert. 

Am nächsten Morgen sind wir topfit zum Frühstück, haben ausgecheckt, unsere Wäsche aus der Laundry geholt, die wir am Vortag dort abgegeben hatten und haben unser neues, sehr schönes, kleines Hotel bezogen. Das Zimmer war kleiner, aber alles war mit Liebe eingerichtet. Durch unser Fenster konnten wir auf eine hübsche Terrasse klettern. Ziemlich cool. Dann sind wir los und haben uns einen Moped Verleih gesucht. Der erste Anbieter wollte gleich mal 450 € Kaution pro Moped haben. Das haben wir dankend abgelehnt und haben einen Anbieter gefunden, der uns zwei Mopeds für den nächsten Tag für 45 € pro Moped mit einer 150 € Kaution anbot. Das haben wir gemacht, angezahlt und sind dann Richtung Marina an unzähligen Ständen von Touranbietern vorbei gelaufen. Einer davon hat uns erfolgreich eine Bootstour verkauft, bei der man die Küste von Lagos und deren Wassergrotten sehen und befahren kann. Das Gute: wir hatten eine private Tour, nur wir zwei und zwei Kapitäne waren auf dem kleinen Boot. Das nicht so Gute: Beide konnten nur so mittel gut englisch und verstanden meine Nachfragen nicht. Immerhin haben sie uns vom Feuerwasser erzähl, ein Schnapps den man hier gern trinkt. Die Tour war alles in allem echt schön, eine Stunde später und insgesamt 40 € ärmer sind wir gegen fünf wieder im Hafen gelandet. Wir wollten natürlich auch noch zum gigantisch großen, langen Sandstrand von Lagos. Der ist nicht weit vom Hafen weg. Dort haben wir gechillt und sind nach Sonnenuntergang zurück gewandert. Da der Strand auf der anderen Seite des Flusses liegt, der an Lagos vorbei fließt, ist das echt ein gutes Stück Fußweg. 

Abends wollten wir unser Dinner günstig halten, also sind wir zu einem super guten Döner gelaufen, haben den mitgenommen und auf unserer Terrasse später gesessen. 

Lagos ist eine der wichtigsten Touristenorte der Algarve, entsprechen quirlig geht es da auch nachts zu. Wir sind in einer kleinen Bar gelandet, in der wir endlich dieses Feuerwasser und ein/zwei Cocktails trinken und eine Menge mit anderen Leuten quatschen konnten. Das war richtig schön. 

Tags drauf holten wir gegen 11:30 unsere Mopeds ab und düsten los. Unser Ziel: Sagres. Das ist ein kleiner Ort in dessen Nähe der südwestlichste Punkt Europas liegt. Die Legende sagt, dass das letzte Stück Land sei, was die portugiesischen Seeleute gesehen haben, bevor sie die Welt entdeckt haben. Nach ein paar Aussichtspunkten bei Lagos und einer echt spannenden Tour durchs Hinterland über Schotterpisten und  durch karge Landschaften sind wir ca. 20 km nördlich von Sagres an der Küste angekommen. Dort ist die Steilküste nochmal ein ganzes Stück höher und sehr schroff, sie wirkt hier recht unwirtlich. Aber auch hier gibts Strände, einen davon haben wir besucht, gebadet, gechillt und uns danach auf den Weg nach Sagres und dem Kap gemacht. Sagres selbst ist jetzt nicht groß der Rede wert, das Kap hingegen schon. Dort ist es windig, voller Touristen und ziemlich beeindruckend. Ein Gläschen Wein haben wir uns trotz Mopedfahrerei gegönnt. Als sie Sonne untergegangen war und die Touris in ihre Autos stiegen, stellten wir fest, dass es offensichtlich nicht nur windig sondern auch so feucht gewesen ist, dass sowohl unsere Klamotten, als auch die Moped Sitze richtig klamm waren. Die 35 km lange Rückfahrt war auch deswegen recht abenteuerlich weil die Visiere der Helme dermaßen zerkratzt waren, dass man dadurch nachts einfach nix sehen konnte und es für Sonnenbrille nun etwas zu dunkel war. Also musste ich ohne Augenschutz durch die Nacht fahren und war entsprechend erleichtert, als wir dann gegen 9 heil wieder ankamen. 

Abends sind wir noch mal in die Bar vom Vorabend. Für einen guten Cocktail zahlt man da nur 4 €, die Schnäppse waren eigenartigerweise immer gratis. Die laut Reiseführer angesagteste Bar „Bon Vivant“, die wir als Nächstes ansteuerten, hatte zwar vier Etagen, war aber dennoch recht leer. Nach einer Weile drin, haben wir uns unser Bier geschnappt und haben draußen ein bisschen Assi-like davor gesessen, denn ich hatte Hunger und ein ebenfalls guter Döner war direkt daneben. Durch andere Leute in der Nähe haben wir spitz gekriegt, dass der Place to be das InsideOut wäre, ein Club zu dem wir direkt hin sind, in Lagos ist wirklich alles direkt um die Ecke. Da war es aber nervig voll und anstrengende Musik, sodass wir da nur 20 Minuten drin waren und dann nach Hause gestiefelt sind.

Mittlerweile war Freitag und unseren letzten vollen Tag verbrachten wir mit der Bahnfahrt nach Faro und ganz unerwartet mit ein paar sehr schönen Stunden am Strand. Eigentlich wollten wir nur in die Stadt, haben uns dann aber doch für den Bus zum Praia de Faro entschieden. Dort war es herrlich, wir blieben bis zum fantastischen Sonnenuntergang, der über dem Meer zu bewundern ist. 

Wieder zurück in der Stadt haben wir uns aufgefrischt, waren in einem nicht so tollen Fischrestaurant und sind dann ein wenig durch die Altstadt gelaufen. Die wurde immer voller, so wie wir. Am Ende sind wir im Prestige gelandet, einem kleinen Club eines deutschen Betreibers, den wir kennenlernten und uns auf nen Schnapps einladen ließen. So wirklich voll war es nicht, trotzdem verging die Zeit recht schnell.

Als wir heim wollten, ging das nicht. Auf dem Platz vor dem Club stand eine ganze Horde von in voller Kampfklufft gekleideter Polizisten. Auf Nachfrage sagten sie, wir können den Platz gerade nicht verlassen. Der Club Besitzer erzählte uns dann, dass gerade eine groß angelegte Drogen Razzia stattfinden würde. Also sind wir wieder rein und waren letztlich bis zum Schluss. Das war kurz vor vier, danach durften wir nach Hause. Und: wir hatten keine Drogen dabei, die uns hätte jemand abnehmen können…

Unser sehr süßes Hotel ohne Rezeption verließen wir pünktlich um 11. Zum Glück hatten die da große Schließfächer, sodass wir unsere Rücksäcke dort lassen konnten. 

Wir haben am Hafen nett gefrühstückt, das einzige Essen an diesem Tag wie sich noch herausstellen sollte. Nach einer ausgedehnten Schlenderei durch die Altstadt haben wir beschlossen mit nem Uber zum Flughafen zu fahren. Das ist sogar billiger als mit dem Bus, gerade mal 3,50 € für die 15 minütige Fahrt. Als uns ein Mädel mit großem Rucksack an der Straßenecke rumstehen sah, erklärte sie uns, dass der Bus woanders abfahren würde, sollten wir auch zum Airport wollen. Da sie offenkundig auch dort hin wollte, haben wir sie eingeladen uns im Uber zu begleiten. 

Am Airport angekommen haben wir uns umgezogen und mussten dann eine wirklich schreckliche Szene miterleben. In einem Café gegenüber des Flughafengebäudes klappte ein sehr beleibter Mann um. Er musste reanimiert werden. Bestimmt 20 Minuten hat man versucht ihn wiederzubeleben, bis der Krankenwagen kam. Ob er es geschafft hat, wissen wir nicht, ich hoffe es aber so sehr. Dieses Bild hat mich noch eine ganze Zeit begleitet. Etwas Ablenkung verschafften die ewig langen Schlangen bei der Gepäckabfertigung und am Security Check. Ebenfalls ablenken von diesem schlimmen Ereignis können vielleicht auch diese Bilder:

Der Rückflug selbst war sehr entspannt, ein großer Teil dieses Artikels ist währenddessen entstanden. Richtig unangenehm wurde es dann in Frankfurt. Wir haben geschlagene 50 Minuten warten müssen, bis endlich unsere Rucksäcke aufs Gepäckband gespuckt wurden. Die S-Bahn in die Innenstadt war zwar halbwegs pünktlich, blieb aber an der Haltestelle Stadion 20 Minuten stehen, weil Leute auf dem Gleis waren. Es wurde immer später und später, wir waren brutal ausgehungert und kamen dann aber endlich um Mitternacht an der Hauptwache an, wo wir in ein Burger King gestürmt sind und auch da noch ne Ewigkeit auf das Essen warten mussten.

Dreiviertel eins waren wir dann endlich bei Klossi, der uns was zu trinken verabreichte. Zu Fünft – er, seine Freundin und eine Freundin der Freundin, Carsten und ich, sind dann zum Freud Club aufgebrochen, wo wir nach zwei Uhr ankamen und über die 18 Euro Eintritt überrascht waren. Die Party war gut und wir gegen 5 im Bett. Am Sonntagmorgen, okay, am Sonntagmittag sind wir direkt nach dem Aufstehen zum Bahnhof um dort in den ICE nach Erfurt steigen. Ziemlich fertig und ziemlich glücklich kamen wir dort um kurz vor 16 Uhr an. Nach einem zeitigen Nudeldinner und erneutem Packen ging’s für mich direkt wieder los nach Hannover. Dort habe ich zwei Tage ein Seminar. Beim umsteigen in Göttingen bin ich erstmal in den falschen ICE gestiegen und musste in Hildesheim wieder aussteigen um von dort einen RegionalExpress zum Ziel zu erreichen. Ich bin wohl ziemlich durch – und brauche wohl erstmal Urlaub. 

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