Update um Eins

Mir ist gerade keine bessere Überschrift eingefallen. Ich dachte gerade mal wieder an good old Germany, an Halle und an meine Uhr. Um Eins genau war es, als ich drauf geschaut habe. Und da dieser Betrag irgendwo ein Update der Leser unserer Situation hier ist, kam mir die Überschrift passend vor. Eigentlich will ich aber nicht über den (Un)Sinn meiner Überschrift schreiben, sondern über das, was die letzte Woche so für uns bereit hielt. Und das war doch wieder einiges:

Angefangen hat alles damit, dass wir am Dienstag endlich diesen Couchsurfing Host verlassen konnten. Nein, ich wollte nicht länger in einem abgewrackten, ausrangierten Ambulance Auto schlafen, nein, ich wollte mir nicht länger die Verschwärungstheorien und den Drogenkonsum unserer Mitcouchsurfer/Host anhären bzw. ansehen. Grund genug dort auszuziehen hatten wir auf jeden Fall. Denn unsere Travel Agentur AIFS „gave us a ring“ um uns mitzuteilen, dass ein Job für uns „am Start“ ist. Labour work. Ich konnte mir wirklich nichts drunter vorstellen. Als ich aber härte, dass wir 18 Bucks die Stunde bekommen, und der Job in Sydney ist, haben wir doch recht schnell zugegriffen. Mussten wir auch, denn der Job, den man uns Montag vermittelte, fing Dienstag früh um 10 an. Also schickte mir Mitchell, unser AIFS Agent eine Mail mit der Überschrift „2 hard-working guys needed“ und dem Ort der Arbeit.

Wir sollten zum „Rosehill RaceCource“ kommen, das ist eine Pferderennbahn, ein sehr beliebter Sport in Australien. Auf Grund des schrecklichen public transports sind wir natürlich direkt zu spät gekommen. Auch deswegen, weil wir den Menschen, an den wir uns wenden sollten auf diesem gigantischen Gelände nirgends finden konnten. Sein Name, Scott, war auch jedem, den wir fragten gänzlich unbekannt.

Irgendwann sind wir im „Grand Pavilion“, einer Art Mehrzweckhalle, fündig geworden und wurden mit einem kurzen, „how`re you doin` guys“ begrüßt und direkt an unsere erste Aufgabe herangeführt. Nun war mir klar was Labour work heisst: SCHICHTEN!!!

Wir durfen große Holzbretter säubern und sie dann mit weißer Farbe malern. Wir haben gefühlte 30 Millionen dieser unsäglichen Bretter gestrichen. Bläd nur, dass nur eine kleine Fläche der riesen Mehrzweckhalle abgeklebt werden konnte, sodass wir diese, tschuligung, scheiß Bretter dauernd hin und her schleppen mussten. Damit die Dinger wirklich weiß wurden, mussten wir sie ungefähr 4 Mal streichen. Wie auch immer. Nach 9 Stunden Akkordarbeit sahen wir langsam Land und konnten erahnen, wozu der Spass gut war. Aus diesen Brettern würden Wände gebaut um in der Mehrzweckhalle einen VIP-Saal zu errichten. Nach 13 Stunden Arbeit sind wir fix und fertig ohne zu wissen wo wir hin sollen in die City gefahren. Mit Sack und Pack, schließlich kamen wir direkt vom Couchsurfing. Gottseidank hat uns unser indisches Backpackers aufgenommen. Diesmal haben wir gleich die Wochenpauschale genommen. 150 Bucks für 7 Tage, gerade mal 21 Dollar die Nacht, echt billig.

Am Mittwoch haben wir, genauso wie am Donnerstag, nur 9 Stunden gearbeitet. Wir haben`s sogar geschafft uns ein wenig dran zu gewähnen. Was nicht einfach ist, denn diese Leute dort arbeiten zu sehen (wir waren nicht die einzigste Firma die inbegriffen war) ist die Hälle. Die arbeiten so uneffizient, machen alles doppelt und Dreifach, niemand hat einen Plan und verwirft das was er gerade befohlen, und wir ausgeführt haben um es wieder ganz anders zu machen. Wir kamen uns nicht nur einmal so vor, als wären wir in einer Beschäftigungstherapie. Mittwoch abend wurde uns gesagt, es wäre nicht mehr soviel zu tun wir mägen doch bitte erst 14 Uhr am Donnerstag kommen. Am Donnerstag nach 7 Stunden Arbeit hieß es, Freitag wäre frei. Nach 9 Stunden Arbeit dann, hieß es, wir müssten doch für 3 oder maximal 4 Stunden am Freitag kommen. Bitte aber früh um 8, da 12 Uhr alles fertig sein muss. Dummerweise waren wir am Donnerstag erst halb 2 früh zu Hause, wenn die Bahnen schlecht fahren, braucht man nämlich bis zu 2 Stunden für eine Strecke. 6:50 Uhr früh mussten wir also am Freitag losfahren um pünktlich um 8 für maximal 4 Stunden zu arbeiten. Ich sag`s gleich, ich war nicht überrascht, dass es doch länger gedauert hat. Jeder mit ein bisschen gesundem Menschenverstand hat gesehen, dass die übrige Arbeit nicht in 4 Stunden zu schaffen ist. Dass es aber statt 4 Stunden  geschlagene 14 Stunden gedauert hat, ehe wir den RaceCource endlich verlassen konnten, damit haben auch wir nicht gerechnet.

Nach nem Gläschen Goon (Weinpappe)  im Hostel sind wir dann tot ins Bett gefallen. Den Wein haben wir uns gegännt, weil Scott, unser Chef, uns eräffnete, dass wir 20 Dollar die Stunde bekommen, nicht nur 18. Und dass die Pausen voll als Arbeitszeit bezahlt werden. Samstag hatten wir endlich frei und sind zum Beach. Dort war es das erste Mal trotz Sonne richtig kühl. Hier wird Herbst.

Nun ist Sonntag, heute war der letze Arbeitstag, denn gestern war die Party in diesem selbstgebauten Saal und heute musste innerhalb von 11 Stunden „nur noch“ abgebaut werden. Diese Woche haben wir 56 Stunden gearbeitet und haben 1120 Dollar verdient. Jeder. Aber vor Steuern. Der australische Fiskus nimmt uns davon 29 % Steuern ab. Das sind 324,80 Dollar. Trotzdem haben wir innerhalb von 5 Tagen knapp 800 Dollar verdient, das ist für Backpackerverhältnisse richtig viel Geld, ein sehr guter Lohn.

So wirklich Anschauungswert haben die Halle und der Zug, was ja eigentlich dass einzige ist, was wir die letzte Woche gesehen haben, nicht. Trotzdem habe ich den Chris ein wenig fotografiert. Wir sind den ganzen Tag in Arbeitsklamotten rumgelaufen und haben immer bei Aldi in Rosehill eingekauft, weil`s dort wirklich wesentlich billiger ist. Wer sich nicht vorstellen kann, wie man aussieht, wenn man mit dreckigen, stinkenden Klamotten, verschwitzt, mit Farbe beschmiert und mit Alditüte in der Hand durch die Innenstadt von Sydney läuft , der kann ja mal in diese Bilder reinschauen:

Morgen geht die Jobsuche weiter. Wir brauchen was, wo wir mal länger arbeiten kännen. Schließlich muss Bares ins Portemonnaie, damit wir weiter reisen kännen. No worries, das wird schon Bro, also: Cheers guys 😉

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