„We no speak Americano“ – na wer kennt es noch? War 2010 in ganz Europa auf Platz Eins der Charts und ist 2023 noch sehr aktuell, zumindest was die Aussage betrifft, denn: Hier spricht echt kein Schwein englisch. Nicht mal in der Hotelrezeption, nicht mal im touristischsten Restaurant, nicht im Bus, sogar am internationalen Flughafen in Mailand nicht.
Immerhin konnte die Lady bei der Autovermietung relativ gut englisch, deswegen war die Übergabe, als wir es erstmal zur Abholung geschafft haben, easy. Aber bis dahin…. Ohje. Also: Wir haben über das Portal billiger-mietwagen.de gebucht. Die sind also Vermittler. In deren Mail an uns stand als Vermieter „Car Rental Italy“. Der Voucher, der an der gleichen Mail angehängt war, hatte allerdings einen Schriftzug „Argus Car Hire“ ganz oben. In der Übersicht zum Mietwagen war nun aber als eigentlicher Mietwagenvermieter „Record Go Rent a Car“ verzeichnet. Wie auch immer. Am Flughafen Palermo, wo wir den Mietwagen abholen sollten, gab es von keinem dieser zahlreichen Anbieter einen Schalter, ein Schild oder irgendwas anderes. Im Voucher war aber zu lesen, dass man zur Haupttür des Flughafens im Ankunftsbereich gehen sollte, wo dann der Treffpunkt für den Shuttle Service wäre. Was zur Hölle ist bei 100 Ein- und Ausgängen jetzt die „Haupttür“?. Diese Frage ist bis heute unbeantwortet. Da an vermuteter Stelle weder ein Treffpunkt ersichtlich war noch ein Auto stand, was man hätte als Shuttle identifizieren können, ging ich wieder eine Etage runter um dort zu einem Schalter zu gehen, der einem „unserer“ Mietwagenvermittler bzw. Vermieter zumindest ähnlich klang. „Italy Rental Cars“. Die konnten mir leider nicht helfen, wegen fehlendem Englisch und fehlender Buchung.
Auf dem Weg zurück zur „Haupttür“ rief mich Carsten an. Ich müsste schnell hochkommen, ein Shuttle wäre da, das könnte unserer sein. Auf dem Minibus stand RecordGo drauf, das kannten wir vom Voucher – und siehe da, wir waren richtig. Der Typ hat uns und weitere Kunden dann in 20 Minuten durch super enge Straßen, durch Müllberge und vorbei am Airport auf einen riesigen Schotterparkplatz gebracht, auf dem zwei Baucontainer standen, die das Büro des Vermieters darstellten. Dort haben sie dann einen fast unlesbaren Vertrag ausgedruckt, auf dem ich vier Mal unterschreiben musste. Dann hat man 1180 Euro auf meiner Kreditkarte geblockt, falls was passiert. Die Selbstbeteiligung hätte ich im Schadensfall wiederbekommen.
Als der Papierkram erledigt war, haben wir dann endlich unser Auto bekommen. Ein sehr hässlicher, aber noch recht neuer Fiat Panda in lebensbejahendem grau mit Schaltgetriebe und nur einer größeren Beule hinten links. Das ist echt gut, es ist ein Kunststück in Italien ein Auto mit nur einer Beule zu finden. Als wir losfuhren, stellten wir fest, dass Musik nur aus einer Box kam, aber das war nicht schlimm, die Karre fuhr zumindest ganz gut und wir erreichten nach etwas mehr als einer Stunde über Autobahnen und löchrige Landstraßen unser Ziel Trapani. Das ist eine größere Stadt und gleichzeitig eine Provinz auf Sizilien. Eigentlich schön gelegen auf einer Landzunge im Mittelmehr hat es mir am ersten Abend dort gar nicht gefallen. Direkt am Wasser gab es nichts zu kaufen, ein paar verdorrte Palmen in Blumenkästen angelegt zeugten davon, dass hier wohl mal was gewesen sein könnte. Ein paar Meter entfernt, in der Stadt, wollten wir uns zumindest mal zwei Bier kaufen, ließen das in dem gefundenen Laden aber schnell sein, als uns die unfreundlichen Leute da drin zwei kleine Bier für 5 Euro andrehen wollten. Im sehr nahen SPAR hatten wir mehr Glück und gingen mit dem Bier zurück zum Meer um dort den Sonnenuntergang anzuschauen. Später, im Zimmer, dass sich als winziger, aber sauberer Verschlag herausstellte packten wir aus. Auch das „Parking“ auf das wir bei der Buchung des Zimmers extra geachtet hatten, entpuppte sich als ein „ihr könnt da drüben in der Straße parken, kostet nur 10 Euro pro Tag“-Hinweis. Das zu bezahlen war auch eine Herausforderung. Am Parkautomat konnte man nur mit Münzen zahlen, und niemand wollte unseren 5 Euro Schein klein machen – wohl deswegen, weil die Bediensteten der Bars die ich fragte einfach nicht verstanden, was ich wollte. Schlussendlich hat mir eine alte Dame gewechselt, die durch mein wildes Herumfuchteln mit dem zerknitterten Schein verstanden hatte, was ich wollte. Immerhin haben wir später rausgefunden, dass es eine App gibt, mit der man zahlen kann, die haben wir dann auch gleich für den zweiten Tag in Trapani genutzt. Abends waren wir dann noch in der Stadt, die dann doch ganz sympathisch wirkte, als sie einmal aufgewacht ist. Dazu muss man wissen, dass in Italien tagsüber einfach alles zu hat. Sogar Supermärkte machen zum Teil Siesta. Restaurants machen meist erst 19 Uhr auf, man isst sehr spät.
Das Dinner war super, die Nacht im Verschlag auch und der nächste Tag erst recht. Wir hatten eine Bootstour gebucht, die schon 9:30 startete und den ganzen Tag dauerte. Wir sind mit dem recht großen Kahn auf zwei Inseln gefahren, die vor Trapani liegen. Die erste, ungefähr eine Stunde mit dem Schiff entfernte Insel Favignana ist die größte der Egadi Inselgruppe. Dort wurden wir abgeladen und hatten 2,5 Stunden Zeit uns umzuschauen. Wir sind durch die Stadt geschendert, haben Kaffee getrunken und uns dann an den Hafen gesetzt um das super schöne, türkisfarbene Meer zu beobachten. Dort war es richtig schön und irgendwie urig.
Als alle Leute wieder an Bord waren und wir die besten Plätze auf dem Sonnendeck bekommen haben, ging es weiter an der Küste der Insel lang zu einer schönen Bucht, wo man baden oder wie wir einfach die vielen Höhlen an der Küste anschauen konnte. Ich konnte ja wegen meiner Wunden nicht ins Wasser, hab aber die Zeit an Deck echt genossen. Das Boot schaukelte vor sich hin, die Sicht war großartig und ich ziemlich happy. Direkt nach der Badesession hat man uns ein Lunch serviert, was gegen unsere Erwartungen (Massenabfertigung etc.) echt lecker war. Es gab frische Pasta in einer toll gewürzten Tomatensoße, dazu Honigmelone und sogar leckeren Weißwein – und Wasser. Das war ganz toll, im Gegensatz zu der Stimme, die uns durch Lautsprecher immer mal wieder versuchte zu erklären, wo wir sind, was wir sehen und was es spannendes über die Gegend zu wissen gibt. Theoretisch ist das ja cool, praktisch hatte die Tante einen derart fiesen italienischen Akzent, dass ihr englisch komplett unverständlich war. Wir waren schon froh, dass wie verstanden haben, wann jeweils wieder Abfahrt sein sollte. Lavenzo ist die zweitgrößte Insel und unser nächstes Ziel. Dort haben wir großartige Fotos gemacht und sind etwas wandern gegangen. Diese Insel fand ich noch schöner. Ganz entzückt sind wir zurück aufs Boot und wurden zurück in den Hafen von Trapani gebracht. Die 25 Minuten sind wir gelaufen und haben uns unterwegs ein Eis gegönnt. Trotz dessen Carstens ein vegan war, ginge. Ihm zunehmend schlechter. An dem Abend ist der komplett drin geblieben und hat mich losgeschickt, um was zu Essen zu holen. Ich habe also eine Snack Bar gesucht und bin fündig geworden. Ich habe dort drei Gabucci bestellt, quasi warme, flache Baguettes mit leckeren Zutaten. Nach geschlagenen 50 Minuten Wartezeit hat mir die Lady dann eine weiße Plastiktüte in die Hand gedrückt, in der die „drei“ Gabucci sein sollten. Nach weiteren 15 Minuten Heimweg habe ich feststellen müssen, dass nur zwei drin waren, ich war echt sauer und habe denen gleich bei Google geschrieben. Nachdem ich im Google Chat eine Antwort hatte stellte sich heraus, dass ich den Falschen zur Sau gemacht habe.
Den richtigen Laden konnte man nicht kontaktieren im Netz, also hab ich angerufen, aber niemand erreicht. Aus Ärger hab ich dem Laden dann eine schlechte Google Bewertung gegeben, obwohl die Dinger echt lecker und auch ziemlich günstig waren. Zum Futtern haben wir noch Speed geguckt, immerhin hatte die winzige Unterkunft einen netten TV mit Disney+, und Netflix drauf.
Zum Glück ging es Carsten am nächsten Morgen wieder gut und wir konnten nach dem CheckOut ins nächste Städtchen, Marsala, fahren. Das ist die westlichste Stadt Siziliens, vor allem wollte ich dorthin, weil mit super schöne Sonnenuntergänge versprochen wurden. Unser Appartement dort war super schön. Zwar in einem Hinterhof und nur die Glastür spendete Licht, aber sonst richtig nett. Viel Platz, schöne Küche, die Dusche hatte eine Ambient Beleuchtung, hier hat man sich sehr heimisch gefühlt. Dafür hat ich Antonio, der Besitzer gesorgt. Der hat uns direkt an einer Straenkreuzung in der Nähe empfangen, uns unseren Parkplatz in einer Garage gezeigt, meinen Rucksack genommen und und nach dem Ablegen noch in der Stadt auf einen Kaffee eingeladen. Dort hat er uns ein bisschen was über die Stadterzählt und uns seinen Kumpel vorgestellt, der mal Gast bei ihm war, mittlerweile selbst in Marsala wohnt und nur wenige Monate im Jahr in seiner Heimat Mannheim ist. Auch dieser, bestimmt 75 Jährige Herr hat uns noch die ein andere Empfehlung gegeben. Unser Plan für diesen Tag war eigentlich zu einer Weinverkostung und Kellerei Tour zu gehen. Aus Marsala stammt der Marsala Wein, der ähnlich wie Portwein mit ordentlich Sprit haltbar gemacht wurde, wobei man gemerkt hat, dass dadurch ein recht leckeres, liköriges Getränk entsteht. Also sind wir bestimmt ne Halbe Stunde am Meer entlang, was wie so oft in Sizilien kein schöner, da vermüllter und fußgängerunfreundlicher Straßenweg war. Bei der Kellerei angekommen sagte man uns, dass alles ausgebucht wäre, und wir wann anders wieder kommen sollten.
Ums kurz zu machen: Wir sind noch andere Kellereien abgelaufen, die entweder auch keine Touren oder gar kein Marsala Wein hatten. Zurück in der Stadt haben wir dann in einer der Weinbars für teuer Geld eine Verkostung gemacht, nur einer der vier Weine hat uns geschmeckt – aber auch nicht so gut wie Portwein. Trotzdem war das ne schöne Atmosphäre da drin und wir waren zufrieden wenigstens noch irgendwas gefunden zu haben, bei dem man drin sitzen und dem immer wieder einsetzendem Regen entgehen konnte. Abends sind wir dann einer Empfehlung von Antonio gefolgt und in eine schickes Restaurant gegangen, was echt teuer aber auch richtig gut war. Ich hatte eine Fischpasta Carbonara, mit Lachs, Schwertfisch und Tunfisch, Carsten auch eine Pasta mit Muscheln und anderem Meeresgetier. Das hätte super sein können, wenn die Kellner nicht so unfreundlich gewesen wären.
So schön unsere Unterkunft auch war, so schade war es dass die von uns benötigte Waschmaschine kaputt war, weswegen wir am nächsten Tag erstmal in ne Wäscherei gelatscht sind und für 5 Euro das Wichtigste haben reinigen lassen. Als das erledigt und die Wäsche zu Hause aufgegangen war, haben wir uns unser Auto geschnappt und sind nach Mazar de Valle gefahren. Das zeichnet sich dadurch aus, dass es die Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil Italiens ist (wenn man mal Lampedusa ausnimmt), was die Stadt sehr arabisch wirken lässt. Um es einzuordnen: Die Menschen vornehmlich aus Tunesien wohnen schon ewig dort und helfen bei der Fischerei. Man hörte in der Stadt Muezzinrufe, die Gassen waren eng, verschlugen und faszinierend schön mit Mosaikfließen verziert. Uns hat es fast ein wieg an Marakesch erinnert, richtig hübsch. Dort war es übrigens auch wesentlich sauberer als in anderen Städten – zumindest in der Innenstadt. Am Strand, der etwas entfernt lag, wollten wir was essen, was mal leider nicht so einfach war, weil einfach alles zu hatte und auch der Strand selbst wie ausgestorben wirkte. Schlussendlich haben wir doch noch eine Strandbar gefunden, in der wir ein jeweils ein günstiges Panani gegessen haben – komplett allein.
Weiter ging es nach Salemi, unser einziger Ausflug ins Innland. Dort war es schön aber unspektakulär. Das lag auch daran, dass man auf den Turm der Burg die weit oben in dem Bergstädtchen lag nicht rauf konnte. Also sind wir nur so ein bisschen über das Gelänge geschlendert und nach nur 1,5 Stunden dort wieder zurück gefahren. Die Strecke war herrlich, sie war gesäumt von unendlichen Weinhängen und Olivenbaumalleen. Unser Ziel in Marsala war der nächste Supermarkt in dem wir die Zutaten für eine selbstgemachte, die berühmte Carsten-Corbonara-Pasta kauften. Da es noch hell war, überredete ich meinen Verlobten noch mal mir an die Stürmische Küste zu laufen um den Sonnenuntergang zu betrachten. Nachdem das erfolgreich gemacht hatten, wurde ich Abends dann lecker bekocht und habe beim aufs Essen Warten den letzten Blog Artikel geschrieben.
In diesem Artikel gibt es aber jetzt erstmal ein paar Bilder, die wir bis hierhin geschossen haben:
San Vito lo Capo ganz im Norden Siziliens sollte unser nächstes und schon vorletztes Ziel in diesem Urlaub sein. Nach dem Checkout, bei dem Antonio darauf bestand uns die Wäscherei zu bezahlen, sind losgedüst und nach einem kurzen Frühstück in nem Roadhouse anderthalb Stunden später in dem Küstenort angekommen. Leider war unser erster Eindruck etwas getrübt, weil beim Check-In klar wurde, dass wir nicht wie in der Beschreibung des Zimmers zu lesen war eine schöne Terrasse, sondern vielmehr wieder ein winziges Zimmer ohne Stauraum vorfanden. Wahrscheinlich waren wir Schuld. Man muss bei den Unterkünften wirklich ganz genau gucken, was nicht die Unterkunft, sondern das exakte Zimmer bietet. Leider ist das oft super schwer rauszufinden. Das werfe ich sowohl Agoda (die App die wir nutzen, gehört zu booking.com) als auch den Vermietern vor – so oft sieht man nur die tollsten Bilder von den neusten Zimmern und ist dann enttäuscht, wenn man sie sieht. Der Vermieter war allerdings sehr nett, hat uns Honigmelone gebracht, uns Tipps gegeben und einen Parkplatz vermittelt, auf dem man 5 Minuten entfernt von uns für 7 Euro pro Tag stehen konnte. Richtig dumm guckten wir, als wie selbstverständlich unser Autoschlüssel von den Parkplatzbetreibern eingehalten wurde. Während wir noch protestierten, schaltete sich eine Amerikanerin ein und meinte, dass sei völlig normal, in den USA ist das nur so. Also haben wir uns dem ergeben und ließen unseren Car Key da.
Der Strand von San Vito lo Capo wird sehr hoch gepriesen, soll der schönste Siziliens sein und sogar mit dem ein oder anderen Karibikstrand konkurrieren können. Und tatsächlich: Der Strand ist toll, das Wasser so türkis wie auf einem Werbeplakat, der Sand weiß und fein, und das alles in einer malerischen Bucht umgeben von wahnsinnig hohen und steilen Bergen. Aber: Alles war vollgestopft mit Kostenpflichten Sonnenschirmen und Sun Beds, dort einen freien Quadratmeter Liegefläche zu finden, war ein Kunststück. Auch war dieser Strand der wohl einzige, den ich bisher besuchte, bei dem man sogar für eine simple, kalte Stranddusche bezahlen sollte (1 €). Die Stadt selbst offensichtlich am Reißbrett angelegt hatte wenig Charme dafür viele teure Restaurants. Nach ein paar Stunden am Strand sind wir abends in eines dieser Restaurants gegangen. Dort hatte ich eine meiner besten besten Pizzen ever, Carsten ein sizilianisches, ebenfalls leckeres Schnitzel.
Am nächsten Tag war das „Riserva Naturale dello Zingaro“ unser Ziel. Ein wundervolles Naturschutzgebiet mit vielen Wanderwegen, der schönste führt 7 km an der Küste einlang. Dort kommt man nur mit dem Auto hin – über abenteuerliche Straßen mit fiesen Serpentinen in schwindelerregender Höhe. Angekommen am Eingang wurden uns erstmal 5 Euro pro Person abgeknöpft und der Hinweis gegeben, dass es auf der Wanderung keine Shops gibt, wo man Wasser hätte kaufen können. Wir waren gut vorbereitetet und stiefelten los. Das Wetter war sonnig und warm, der Weg manchmal breit und entspannt, manchmal schmal und steil und immer wunderschön. Hier und da ging es kleinere Wege in süße Buchten mit Kieselstrand und noch mal klarerem Wasser, zu Höhlen, zu kleinen Häuschen, die Kirchen oder Museen beherbergten. Da wir den gleichen Weg zurück mussten, sind wir auf dem Hinweg ohne große Umwege durchgelaufen. Am Anfang und am Ende des Weges (da wo jeweils die Eingänge waren, war es manchmal ganz schön voll, in der Mitte waren wir teils mutterseelenallein. Es war deutlich zu erkennen, dass sich die meisten Leute (Omis, Schulklassen, dicke britische Wanderer) nicht den ganzen Weg antaten. Kurz nach Antritt des Rückwegs haben auch wir einen Abstecher zum Wasser gemacht und ich war seit über zwei Wochen das erste Mal wieder im Meer. Es war echt traumhaft dort, wenn auch leider ultra voll, Zurück beim Auto nach knapp 15 km wandern waren wir schon echt fertig und freuten uns auf den Strand. Dort lagen bis zur vor sechs und beschlossen dann auf die andere Seite der Landzunge, auf der die Stadt lag zu fahren. Denn dort gab es super schöne Spots um den Sonnenuntergang zu betrachten. Wir haben also auf einem riesigen Schotterparkplatz geparkt wo auch andere Autos standen und haben an der schroffen Küste gesessen und der Sonne zugeschaut. Nach nur einer Stunde sind wir wieder zum Parkplatz gedüst wo der verwunderte Wächter uns auf einen wundervollen Zettel an der Rückscheibe aufmerksam machte. Strafzettel: 87 Euro! War ich sauer, was für eine verdammte Touri Abzocke. Abends haben wir nur nen Snack gegessen, der billig war und billig schmeckte, sind noch kurz zum Bierfest gegangen, bei dem viel zu laute Musik auf den Boxen grölte und 7 Euro für ein Bier verlang wurden. Das haben wir uns gespart, sind zurück geschlendert und haben noch Film angemacht.
Mondello, der Strandort von Palermo sollte uns letztes Ziel in diesem Urlaub werden – dorthin sind wir am nächsten Morgen aufgebrochen. Leider mussten wir vorher noch unser Auto abgeben, sind also erstmal zum Flughafen gedüst. Nachdem wir für 2,03 € pro Liter getankt. Wir waren trotzdem sehr zufrieden, dass wir in der einen Woche mit Auto, was echt dringend gebraucht haben, nur 47 Euro verfahren haben. Die Kiste hat nicht viel gefressen und ich bin super spritsparend gefahren. Die Abgabe war easy der Transfer vom Parkplatz zum Flughafen auch, die Odyssee mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Mondello zu kommen leider das Gegenteil. Die Bahnen fahren in Sizilien nicht oft aber zuverlässig. Leider gibt es nur sehr wenige Bahnstrecken, für alle anderen Orte ist man auf Busse oder eben das eigene Auto angewiesen. 4 Stationen sind wir vom Flughafen Richtung Palermo gefahren und sollten dann in einen Bus nach Mondello umsteigen. Nach 10 Minuten laufen zur Bushaltestelle waren wir pünktlich da, ein Bus war weit und breit nicht zu sehen. Eigentlich sollte aller 20 Minuten ein Bus fahren, nach fast 50 Minuten unerträglichen Wartens kam dann endlich die 614, die wir brauchten. Tickets kann man nicht im Bus kaufen, nur in Tabakläden und Kiosken. Da weder das eine noch das andere zu finden waren, sind wir so in Bus rein, den Fahrer schien das nicht zu interessieren. 25 Minuten später stiegen wir aus und mussten noch mal 15 Minuten mit Sack und Pack zur Unterkunft laufen, auf die wir uns sehr freuten.
Großes 60 qm Appartement, ganz neu, mit Terrasse und einem riesigen Pool. Als wir ankamen, holte uns der Realität ein. Ja, schön groß, aber alles andere als neu, die kleinste Duschkabine meines Lebens, ein schmaler Balkon immerhin mit seitlichem Meerblick) und der Pool….der war….zu! Nur geöffnet von 15. Juni bis 15 September. Man muss dazu sagen, das erste Bild was man von der Unterkunft bei Agoda sieht, ist der schöne, große, blaue Pool. Seufz. Aber das Hotel hatte ja einen „Privatstrand“. Man stelle sich einen 2,5 m breiten Betonfußweg vor, der im Wasser endet. Das war der „Privatstrand“. Mir ist schleierhaft, wie diese Bude ein „Fantastisch“ als Bewertung bekommen konnte. Immerhin war alles sehr sauber, es gab große Schränke, eine gut ausgestattete Küche und alles was man sonst so braucht. Etwas angestrengt und ziemlich ausgehungert (wir hatten noch nichts gegessen an dem Tag) sind wir zur Promenade und haben einen wieder nicht so tollen Snack (Panini) gegessen. Der Strand in Mondello ist super schön, sehr lang und längst nicht so voll wie in Sant Vito. Es gab einige Restaurants, erstaunlich wenig Bars und keine großen Einkaufsmöglichkeiten. Das hat mich echt gewundert, ist Mondello doch eines der ersten Strandadressen in Sizilien. Abends sind wir zu einem Supermarkt, der zu Fuß echt weit war, haben uns mit Getränken eingedeckt und etwas Fleisch und Gemüse gekauft was Carsten dann abends im Appartement kochte. In einer der wenigen kleinen Bars haben wir noch nen Cocktail getrunken und dann müde ins Bett gefallen.
Unser vorletzter Tag sollte ganz und gar Palermo selbst gehören. Wir haben ein kleines Zwieback Frühstück in der Unterkunft verschlungen und uns dann ein Tagesbusticket für 3,50 gekauft. Auch diesmal wieder: Wann hier ein Bus kommt ist reinste Glückssache, ich habe noch nie so einen unzureichenden, langsamen und unzuverlässigen ÖPNV erlebt. Als wir endlich die Haltestelle fanden, mussten wir „nur“ 15 Minuten warten und sind dann gut in die Stadt gekommen. Ganz ehrlich: Meine Erwartungen waren niedrig. Und sie wurden meilenweit übertroffen. Schon im Bus sahen wir weite Alleen, majestätische Gebäude, pures Leben. Carsten hatte mit Hilfe des Lonely Panet eine schöne Runde rausgesucht, die wir nun abliefen um uns alles anzuschauen. Vorbei am Parlament, der Kathedrale, auf deren Dach wir für 7 Euro stiegen, durch viele kleine Gassen, über einen proppenvollen Markt, der fast wie ein arabisches Spuk wirkte. Dort habe ich nach dreimal „Finish“ (also dass es das nicht mehr gibt, endlich ein Snack gefunden, in dem auf nem Brötchen Kroketten und ne Art Kichererbsenplatte drauf ist – eine Spezialität auf Sizilien. Das war lecker, aber nicht annähernd so gut wie das Cannoli, was ich nach hatte. Eine Keksrolle gefüllt mit Ricotta. Ultra lecker und schade, dass ich das nur einmal in diesem Urlaub hatte. Die Stadt wirkte auf uns total kosmopolitisch, gar nicht dreckig und runtergekommen, einfach richtig schön. Wir fanden eine Bar, in der ein DJ noch mit Vinyl aufgelegt hat, leider haben wir da nix bekommen weil die erst ab 18 Uhr ausgeschenkt haben – warum auch immer. In einer anderen Bar betrieben von einem Amerikaner (endlich konnten wir problemlos auf englisch bestellen) wurden wir aber fündig, süffelten Wein und Cocktail und machten uns danach wieder zurück nach Mondello. Dort teilten wir uns eine günstige Thunfischpizza, glühten etwas vor, machten uns fertig und liefen wieder zurück zu einer bei Google vermehrten Bushaltestelle, die natürlich dort nicht war. Nach etwas Fragerei und mal wieder einiger Zeit warten kam aber ein Bus und brachte uns in Richtung Fabric Club. Das ist die einzige Location in dieser knapp 700.000 Einwohner Stadt um mal queer feiern zu gehen. Dort angekommen zahlten wir 15 Euro eintritt, immerhin war ein Getränk inkludiert, was mehr Alkohol als Mischgetränk war. Naja, besser zu viel als zu wenig dachten wir uns und versuchten uns unters Partyvolk zu mischen gar nicht so leicht, dort waren nur Italiener die offensichtlich keinen Bock auf Leute von woanders hatten. Die Musik war super hip hop lustig, das war etwas nervig, trotzdem tanzten wir bis zum Schluss, und der war schon sehr zeitig. 3:45 haben sie die sukzessive ausgemacht und mit äußersten Nachdruck den noch vollen Club zum gehen aufgefordert.
Jetzt wurde es richtig hässlich. Carsten vergaß seine Jacke abzuholen. Nun standen wir draussen vor verschlossenen Türen, zu früh, dass schon ein Bus fahren würde, zu spät um noch mal rein zu gehen um die Jacke zu holen. Durch Glück trafen wir einen Barkeeper, der uns doch noch mal rein geleitete, um die Jacke zu holen. Dari war leider unser großes Schlüsselbund an de Zahlreiche Schlüssel für unsere Unterkunft baumelten. Nach ewiger Suche haben wir uns für 22 Euro ein Uber bestellt und sind in einer schwarzen E-Klasse nach Hause chauffiert worden. Völlig angenervt von der Situation sind wir zur Rezeption und haben versucht dem Typ mit Übersetzungsapp (natürlich konnte der kein einziges Wort englisch) zu erklären, dass wir unseren Schlüssel verloren haben. Voller Angst, dass das jetzt wieder Unsummen kosten würde (da waren bestimmt 6 Schlüssel dran) griff sich Carsten gib die Arschtasche seiner Hose, in der der Schlüssel steckte. Meine Erleichterung ob des wiedergefundenen Schlüssels war größer als der Ärger, der sich bis dahin aufgestaut hatte. Wir fielen sofort ins Bett und schließen bis 13 Uhr.
Zwar nicht während des Schlafens, aber zu allen anderen Zeiten haben wir fleißig Bilder gemacht, die ich jetzt präsentiere:
Nach Frühstück und Badesachen umziehen haben wir es dann gegen 15:15 Uhr zum Strand geschafft um dort auszulagern und zu entspannen. Auch baden waren wir, super schön wenn man einmal drin war. Der Strand fällt dort so flach ab, dass man gefühlt eine Stunde reinlaufen muss, bis man mit der Hüfte unter Wasser ist. Ein bisschen hübsch machen, dann sollte es zum letzten Abend in ein Restaurant gehen, was unglaublich gute Bewertungen hatte. Nachteil: Über 2 km entfernt. Also sind wir völlig ausgehungert dort hin marschiert und hatten beide eine Pizza (das andere war zu teuer) und eine Flasche Wein für 25 Euro (eigentlich auch zu teuer). Das essen war gut, aber nicht so gut wie der Preis hoch. Der Wein war eutich schlechter als die vielen günstigeren Hausweine, die wir bis hierhin hatten. Die Kellnerin sprach ebenfalls kein Wort englisch, sie konnte uns nicht mal sagen, was der Wein kostet, das haben wir dann per Übersetzungsapp herausgefunden.
Der Weg zurück kam uns deutlich kürzer vor. Wir haben dann noch gepackt und einen Film angemacht, von dem ich nicht mehr als vllt. 10 Minuten mitbekommen habe – trotz dessen, dass es noch echt früh für unsere Verhältnisse war. 23:40 Uhr war ich weg, ganz gut, denn am nächsten Morgen sollte uns unser Airport Shuttle für günstige 50 Euro schon 6:15 Uhr abholen. Auf diese Investition hätte ich gern verzichtet, aber den dreimal so lange brauchenden ÖPNV hab ich einfach nicht vertraut, zumal man umsteigen hätte müssen. Zweieinhalb Stunden vor dem Abflug um 8:30 Uhr waren wir am Airport, haben eingecheckt und noch nen kleinen Snack für großes Geld gegessen. Der Flug war super, wir kamen pünktlich in Mailand an. Unser Rückflug bestand aus zwei getrennten Flügen, sodass wir unsere Sachen komplett abholen, bei aufgeben und einchecken mussten, Auch das ging alles reibungslos, in der zweiten Maschine hatte ich sogar etwas Platz weil der Flieger nicht ausgebucht war. Kurz nach halb vier landeten wir in Berlin, holten uns nen Bierchen bei Rewe und führen mit meinem neu erworbenen Deutschland Ticket nach Brandenburg. Aus Dank für die Beherbung und Versorgung unserer Katze haben wir die Hetzers abends noch auf ein schickes Essen eingeladen und abends noch einen Schluck des Wissens bekommen, den wir Carstens Das zum Geburtstag geschenkt hatten.
Super glücklich über das Wiedersehen mit Ginger und das leckere deutsche Frühstück sind wir dann mit dem Regionalexpress über Magdeburg zurück nach Erfurt gefahren.
So schnell kann es gehen, über drei Wochen urlaub vorbei – und es war wieder super schön. ABER: Ich muss nicht nochmal nach Sizilien. Es hat unglaublich schöne Ecken, aber außerhalb davon ist es echt dreckig, runtergekommen, mit einem katastrophalen Nahverkehr, schwieriger Kommunikation und trotzdem recht hohen Preisen.
Das schöne: Schon in knapp 5 Wochen hauen wir wieder ab, nach Gran Canaria. Von dort aus werde ich definitiv keinen Blog schreiben, sondern nur feiern gehen und am Pool rumhängen – es ist schließlich Winter Pride. Und dort wird es niemals heißen: „We no speak Americano“ ;-).